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Engagement für Flüchtlinge

Flüchtlinge wünschen sich Arbeit und möchten bleiben

Charlotte MattesFlüchtling meldet sich beim DeutschunterrichtZwei Stunden Deutschunterricht sind anstrengend aber die Flüchtlinge sind mit großer Motivation dabei

Sie kamen aus Afrika, lebten in Italien, dann fanden sie wochenlang Schutz unter der Untermainbrücke in Frankfurt am Main. Ein warmer Schlafplatz und regelmäßige Mahlzeiten sind für 24 Flüchtlinge bis zum Frühjahr gesichert. Zwei evangelische Gemeinden geben ihnen Obdach. Jetzt engagieren sich die Männer mit ehrenamtlichen Lehrern, um Deutsch zu lernen.

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Lerngruppe mit Lehrer Flüchtling notiert sich die Frankfurter Wohnviertel auf Deutsch Lehrer Albrecht Bill formt ein "Ö" mit seinen Lippen Pfarrerin Katja Föhrenbach kümmert sich um die Flüchtlinge in der Wicherngemeinde Schild in der Kriegkstraße 12 im Frankfurter Gallusviertel: Kein Platz für Rassismus!
Charlotte MattesFlüchtling notiert sich die Frankfurter Wohnviertel auf DeutschEin Flüchtling notiert sich die Frankfurter Stadtviertel auf Deutsch.

Zwei der afrikanischen Flüchtlinge leben in der Praunheimer Wicherngemeinde und möchten unbedingt arbeiten. „Wenn du etwas siehst, was du schön findest, kannst du es nicht kaufen, weil du nicht arbeitest und kein Geld verdienst“, hat der 31-Jährige aus Ghana festgestellt. Doch um sich um einen Job zu bewerben, muss erst die  rechtliche Lage geklärt werden. Es ist kompliziert: Der Aufenthaltsstatus der Männer muss erst einzeln geprüft werden. Doch bereits jetzt lernen sie Deutsch -  gemeinsam mit den anderen 22 Flüchtlingen, die in der Frankfurter Gutleutkirche untergebracht sind. Dabei werden sie von ehrenamtlichen Lehrern unterrichtet. Einer von ihnen ist Alexander Loeser.

Riesiges ehrenamtliches Engagement

Loeser unterrichtet drei Mal pro Woche. Der 34-Jährige ist ausgebildeter Bürokaufmann, aber das Unterrichten macht ihm Spaß. Der herzliche junge Mann empfindet Sprache als ein wichtiges Mittel: „Weil du dich sonst nicht in die Gesellschaft integrieren kannst, sonst bist du ja immer auf Hilfe angewiesen“. Auch Studentin Michelle Mende ist dabei: Sie hat über das Netzwerk Facebook von dem Sprachkurs erfahren. Bis jetzt hat sie zwei Mal unterrichtet und das gefällt ihr so gut, dass die 21-Jährige weiterhin jeden Donnerstag helfen möchte. Die ehrenamtlichen Lehrer haben nicht alle Erfahrung im Unterrichten. Aber der 71-jährige Albrecht Bill kennt sich mit Didaktik aus: Er ist pensionierter Sonderschullehrer.

Deutsch lernen um im Alltag klar zu kommen 

Elf Augenpaare schauen Sprachlehrer Bill konzentriert an. „Nehmen Sie die Straßenbahn 11 Richtung Höchst“, sagt der 71-Jährige langsam und deutlich zu seinen afrikanischen Sprachschülern. Im Chor wiederholen die Männer den Satz. Bei dem Wort „Höchst“ strengen sie sich besonders an. „Hogst“ kommt den meisten über die Lippen, denn gerade Umlaute, wie „ös“ oder „üs“ sind sehr schwer für sie auszusprechen. Die ehrenamtlichen Lehrer unterrichten in der Kriegkstraße 12 im Gallusviertel. Lehrer Bill findet es einfach notwendig zu helfen.

Deutschunterricht kommt super bei den Flüchtlingen an

Sadik ist 19 und sehr motiviert beim Deutschunterricht: „Wenn ich im Supermarkt bin, versuche ich jetzt ganz viele Fragen zu stellen und wenn ich draußen bin, möchte ich mit vielen Menschen sprechen“. Er möchte unbedingt Deutsch lernen, zum Beispiel damit er versteht, warum Leute lachen. 

Hilfe bei rechtlichen Fragen 

Doch trotz des Engagements der Freiwilligen Helfer und des Lerneifers der Flüchtlinge haben sie noch keine echte Lebensperspektive. Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn vom Kirchenvorstand der Wicherngemeinde hilft bei der rechtlichen Lage der Flüchtlinge. Bis jetzt ist er noch ganz am Anfang seiner Arbeit und auch für ihn ist unklar, wie die Zukunft der Männer aussieht. Bis zum Frühjahr ist für sie gesorgt, sowohl in der Gutleutkirche als auch in der Wicherngemeinde. Für den Mann aus Ghana, der in der Wicherngemeinde lebt, ist aber klar: Er möchte auf jeden Fall in Deutschland bleiben, eine Arbeit finden und nicht nach Italien zurück. 

Hintergrund: Wachsende Hilfsbereitschaft für die Frankfurter Flüchtlinge
Die Flüchtlinge lebten wochenlang unter der Frankfurter Untermainbrücke. Vor knapp sechs Wochen hat die Gemeinde Cantate Domino im Frankfurter Norden 22 Männer aufgenommen. Mittlerweile leben die Männer in den Räumen der Gutleutkirche. Wo sie mehr Privatsphäre haben und zentraler in Frankfurt leben. Die Hilfsbereitschaft wächst: Seit gut drei Wochen hat auch die Praunheimer Wicherngemeinde zwei Flüchtlinge aufgenommen. Sie leben dort angrenzend an Kirchsaal und –garten. Die Pfarrerin der Wicherngemeinde, Katja Föhrenbach findet es sehr wichtig in solchen Notlagen zu helfen: „Man muss schauen, dass man denjenigen hilft, die Hilfe brauchen. Die haben nichts gehabt - nichts zum Schlafen, nichts zum Essen“.

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