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Kirchenpräsident bei Uni-Kongress

Jung: Transsexualität endlich „entmoralisieren“

Jörn v. LutzauVortrag von Volker JungKirchenpräsident Jung betonte, dass er beim Thema "Transsexualität" den Dialog mit den Neurowissenschaften schätze

Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung plädiert für einen neuen Blick auf die Geschlechter. Auf einer internationalen Konferenz über Transsexualität an der Frankfurter Goethe-Universität fordert er ein Umdenken in Kirche und Gesellschaft: Sexuelle Vielfalt gilt bis heute "schuldbelastet".

Volker RahnVolker Jung wird interviewtEKHN-Kirchenpräsident Dr. Volker Jung nahm teil an der internationalen Tagung „Transsexualität. Eine gesellschaftliche Herausforderung im Gespräch zwischen Theologie und Neurowissenschaften“

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung, hat sich am Freitag (5. Februar) in Frankfurt am Main für eine theologische Neubewertung der Vielfalt der Geschlechter ausgesprochen. Gerade im kirchlichen Kontext sei die Wahrnehmung geschlechtlicher und sexueller Vielfalt häufig „schuldbelastet“. Zudem blieben bis heute Menschen oft diskriminiert, die sich selbst beispielsweise als transsexuell, transgender oder transident bezeichnen, sagte Jung auf einer Tagung der Goethe-Universität in Frankfurt zum Thema „Transsexualität. Eine gesellschaftliche Herausforderung im Gespräch zwischen Theologie und Neurowissenschaften“. 

Geschlechtliche Prägungen neu verstehen lernen

Um der Menschen willen sei vor allem eine „Entmoralisierung“ erforderlich, die geschlechtliche und sexuelle Identität und Prägung nicht auf der Ebene frei wählbaren Verhaltens wahrnehme oder bewerte. Für sexuelle Prägungen – ob hetero-, homo-, bi- oder etwa transsexuell – gelte, dass sie gewissermaßen „empfangen“ seien, so Jung. Gerade an dieser Stelle sei der Dialog mit den Neurowissenschaften hochinteressant, die sich unter anderem mit den Voraussetzungen des menschlichen Denkens und Verhaltens befassen.

Sexuelle Vielfalt gerecht und verantwortlich leben  

Theologisch besteht nach Jung die gegenwärtige Herausforderung darin, dass das heutige Verständnis sexueller Vielfalt „in dieser Form nicht im Horizont der Aussagen biblischer Texte steht“. Dies bedeute, dass auch die Schöpfung im Blick auf die Geschlechtlichkeit „nicht auf normative Binarität reduziert werden kann“. Die Zweigeschlechtlichkeit von Frau und Mann sei zwar eine „besondere Gabe Gottes“. Sie sei aber nicht das einzige Schöpfungsgemäße, gegenüber dem „andere geschlechtliche Orientierungen als defizitär zu beurteilen wären“. Die Wahrnehmung von sexueller Vielfalt sei zugleich kein Aufruf zu einem ethisch-moralischen „anything goes“, so Jung. Vielmehr gehe es darum, „das Zusammenleben der Geschlechter gerecht zu gestalten und Sexualität verantwortlich zu leben“.

Nach 500 Jahren Reformation sollen sich alle angenommen fühlen 

Zum 500. Jubiläum der Reformation soll die evangelische Kirche nach Jung zudem einen Beitrag dazu leisten, "dass Diskriminierung aufgrund  von geschlechtlicher oder sexueller Identität und Orientierung ein Ende hat". In der evangelischen Kirche müssten sich "Menschen jeglichen Geschlechts und verschiedener sexueller Prägung von Gott geliebt und angenommen fühlen", so Jung. 

Fernsehtipp: Das ARD-Magazin "Brisant" zeigt (NEU!) Dienstag , 9. Februar um 17.15 Uhr einen Beitrag zur Tagung mit Kirchenpräsident Volker Jung. 

Die Konferenz zum Thema Transsexualität findet vom 4. bis 6. Februar auf dem Campus Westend statt. International renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Neuro-, Bio- und Rechtswissenschaften werden auf Einladung des Fachbereiches Evangelische Theologie dieser internationalen Konferenz mit dem Titel „Transsexualität. Eine gesellschaftliche Herausforderung im Gespräch zwischen Theologie und Neurowissenschaften“ in den Dialog mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Theologie und Kirche über Geschlechtervielfalt am Paradigma der Transsexualität treten. 

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