Menümobile menu

Ausländerfeindlichkeit bei der Polizei

Polizei stellt mehr Migranten ein

Pixel1962/GettyimagesPolizisten von hintenPolizisten von hinten

Immer mehr Einwanderer werden Polizisten. Das hilft der Polizei bei ihren Aufgaben. Die Polizei selbst wandelt sich jedoch nur langsam.

Die Polizei in Deutschland stellt immer mehr Migranten ein. „In vielen Landespolizeien ist der Anteil in den vergangenen Jahren gestiegen - vor allem dort, wo Kollegen aus Einwandererfamilien aktiv angeworben wurden“, gab der Mediendienst Integration in der Evangelischen Akademie in Frankfurt am Main bekannt. Dennoch seien die Migranten bei den Neueinstellungen unterrepräsentiert im Vergleich zu ihrem Anteil an der Bevölkerung, heißt es in dem Ergebnis einer Umfrage unter allen Bundesländern. Einzige Ausnahme seien Berlin und Sachsen-Anhalt.

Etwa ein Drittel der neuen Berliner Polizisten hat Migrationshintergund

In Berlin waren demnach 35 Prozent der 2017 neu eingestellten Polizisten Migranten. Deren Anteil an der Landesbevölkerung beträgt 29 Prozent. Im Jahr 2011 kamen hingegen nur 15 Prozent der neu eingestellten Polizisten aus Einwandererfamilien. Ebenfalls stark nahm der Anteil der Migranten bei den Einstellungen in Hessen in dem Zeitraum zu, von zwölf Prozent (2011) auf 22 Prozent (2017). Der Bevölkerungsanteil der Migranten beträgt dort 31 Prozent. In Nordrhein-Westfalen hingegen stieg der Anteil der Migranten bei den Einstellungen in den vergangenen Jahren nur leicht: Von zehn Prozent im Jahr 2011 auf 13 Prozent im Jahr 2017. Der Bevölkerungsanteil der Migranten in dem Land beträgt 28 Prozent.

Kolleginnen mit dem Händedruck zu begrüßen ist schwierig für manche

Die Polizei sei bei der Anwerbung von Migranten recht erfolgreich, hinke aber beim Konzept Diversity hinterher, sagte der Leiter der Forschungsstelle Kultur und Sicherheit an der Akademie der Polizei Hamburg, Rafael Behr. In Deutschland herrsche im Unterschied zu anderen westeuropäischen Ländern eine „starke Polizeikultur“, die gleiche Eignungsvoraussetzungen für alle Bewerber vorschreibe. Die Einheitlichkeit wirke sich positiv auf die Organisation aus, verzögere aber ein Diversity-Konzept. So sei ein muslimischer Polizist in Rheinland-Pfalz disziplinarisch gemaßregelt worden, als er sich weigerte, Kolleginnen mit dem Händedruck zu grüßen. Alternativ wäre es auch möglich gewesen, andere Grußformeln zu vereinbaren, schlug der Soziologe vor.

„Ich erkenne keinen strukturellen Rassismus in der Polizei“

Mit Bezug auf die Aufdeckung rechtsextremer Kreise bei der hessischen Polizei verneinte der Soziologe ein grundsätzliches Problem der Polizei mit Rechtsextremismus. „Ich erkenne keinen strukturellen Rassismus in der Polizei“, sagte Behr. Aber es gebe heimliche, abgeschottete rechtsextreme Milieus. „Es wäre schön, der hessische Innenminister würde sagen, ich will wissen, wie es mit Extremismus in der Polizei aussieht“, sagte Behr. Man könne nicht sagen, sechs Polizisten sind böse, die anderen 16.000 Polizisten sind gut. „Diese Offenheit der Behörden vermisse ich, nicht nur in Hessen.“

Polizei will gegen Rechtsextremismus ermitteln

Die Polizisten in Hessen seien von den aufgedeckten rechtsextremistischen Äußerungen von Kollegen sehr betroffen, sagte die Leiterin der Abteilung Nachwuchssicherung bei der Polizeiakademie Hessen, Eva Hertel. „Es sind aber nur wenige Einzelne von 16.000 Polizisten in Hessen.“ Die Polizei habe ein großes Interesse daran, dass die Fälle ermittelt und Konsequenzen daraus gezogen würden. Grundsätzlich sei das Eintreten für die freiheitlich-demokratische Grundordnung Einstellungsvoraussetzung für Polizisten.

Ausländer können Polizist werden

Selbst Ausländer könnten sei 25 Jahren in Deutschland Polizisten werden, betonte Hertel. So seien in Hessen in den vergangenen drei Jahren 200 Ausländer aus 40 Nationen eingestellt worden. „Wir brauchen vielfältige Lösungsansätze in einer bunter werdenden Gesellschaft“, begründete sie. Die Polizei werbe um Migranten in sozialen Medien, in Schulen und Berufsmessen oder mit Anzeigen in fremdsprachigen Medien.

Probleme eher wegen sozialen Unterschieden

„Ich habe überhaupt keine Barriere in der Polizei vorgefunden“, bestätigte der Landesmigrationsbeauftragte der hessischen Polizei und türkische Staatsangehörige, Necati Benli. Viele Bewerber kämen zur Polizei wegen ihres Gerechtigkeitssinns. Probleme zwischen der Polizei und Migranten rührten häufig mehr aus sozialen Verhältnissen denn aus kulturellen Unterschieden. Polizisten aus Einwandererfamilien könnten bei Migranten Vertrauen in ihre Person wecken, allerdings nicht gleich in die Institution Polizei, räumte er ein.

© epd: epd-Nachrichten sind urheberrechtlich geschützt. Sie dienen hier ausschließlich der persönlichen Information. Jede weitergehende Nutzung, insbesondere ihre Vervielfältigung, Veröffentlichung oder Speicherung in Datenbanken sowie jegliche gewerbliche Nutzung oder Weitergabe an Dritte ist nicht gestattet.

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top