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Arbeitsgemeinschaft Flüchtlingshilfe zieht positives Resümee

Vernetzung in der Flüchtlingsarbeit hat sich bewährt

Don Ross/Unsplash

Die gute Zusammenarbeit von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden und den in der Betreuung von Flüchtlingen zuständigen Behörden des Wetteraukreises ist auch ein Resultat der Vernetzung aller zuständigen Akteure durch die Arbeitsgemeinschaft Flüchtlingshilfe im Wetteraukreis.

PfannemüllerWolfgang Dittrich und Johannes Hartmann im Gespräch über Erfolge und Herausforderungen bei der Flüchtlingsarbeit in der Wetterau

Im Großen und Ganzen laufe die Betreuung von Flüchtlingen im Wetteraukreis gut, sagen Wolfgang Dittrich, Referent beim Evangelischen Dekanat Wetterau und Johannes Hartmann vom Internationalen Zentrum. Beide sind Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Flüchtlingshilfe im Wetteraukreis und Mitglieder der regelmäßig tagenden Steuerungsgruppe.

Die AG Flüchtlingshilfe hatte sich Anfang 2015 gegründet, als in fast allen 25 Kommunen des Wetteraukreises „Runde Tische“ für die Flüchtlingshilfe entstanden. Diese dienen insbesondere der Vernetzung und Unterstützung der Helfer vor Ort. Seitdem bringt die Arbeitsgemeinschaft Vertreter der freien Träger der Flüchtlingsarbeit, der Wohlfahrtsverbände, der Kirchen, der zuständigen Fachämter des Wetteraukreises, des Jobcenters und der Ehrenamtlichen aus den örtlichen „Runden Tische“ auf Kreisebene zusammen. „Wir sind im Grunde der „Runde Tisch“ für den Wetteraukreis. Hier können Probleme direkt angesprochen und Lösungen gefunden werden,“ sagt Wolfgang Dittrich, der zu den regelmäßigen stattfindenden Sitzungen einlädt und diese leitet.

Neben der Vernetzung der einzelnen Akteure hat es sich die Arbeitsgemeinschaft zur Aufgabe gemacht die Helfer regelmäßig fortzubilden. Zweimal im Jahr finden große Plenen zu bestimmten Themen statt. In der Vergangenheit gab es darüber hinaus Fortbildungskurse direkt vor Ort. Auch eine Homepage zur Information der Helfer wurde geschaffen.

Integration als langfristige Aufgabe

„Als vor vier Jahren viele Flüchtlinge zu uns kamen, gab es zahlreiche Menschen, die bereit waren zu helfen, “ sagt Johannes Hartmann. Teilweise habe die große Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung die hauptamtlichen Mitarbeitenden überfordert. Ämter seien für Ehrenamtliche teilweise nicht erreichbar gewesen. Manche Freiwilligen hatten das Gefühl: „Die Hauptamtlichen wollen unsere Hilfe gar nicht.“ Um dem entgegenzusteuern, sei es nötig gewesen, die Flüchtlingshelfer zu unterstützen. Über die AG Flüchtlingshilfe wurden kostenlose Supervision vermittelt und Hilfestellung beim Aufbau der örtlichen „Runden Tische“ geleistet.

Integration ist eine langfristige Aufgabe

„Manche Ehrenamtliche wollten den Flüchtlingen zu viel abnehmen und sie bei jedem Arzt und Behördengang begleiten,“ berichtet Hartmann. Die Erwartung, sehr schnelle Integrationserfolge erzielen zu können, sei häufig enttäuscht worden. Integration sei eine langfristige Aufgabe, glaubt Hartmann. Trotz aller Herausforderungen habe sich die deutsche Gesellschaft geöffnet und Geflüchteten eine ausgestreckte Hand gereicht. „Ohne so viel Privatinitiative hätten wir das nie geschafft. Damit die Öffnung der Gesellschaft erhalten bleibt, müssen wir weiterhin auf Einwanderer zugehen,“ so Hartmann.

Hilfe bei Wohnungs- und Jobsuche

„Seit 2016 kommen deutlich weniger Flüchtlinge bei uns an,“ sagt Hartmann. Obwohl die Zahl der Flüchtlinge kleiner geworden ist, sei auch in der jetzigen Phase der Integration jede Hilfe willkommen. Nach der Phase der „Ersthilfe“ stehen die Helfer jetzt vor neuen Herausforderungen. Nun geht es um die Wohnungssuche auf dem freien Markt, um die Anerkennung von Ausbildungs- und Berufsabschlüssen, um Hilfe im laufenden Asylverfahren und um Hilfe bei der Jobsuche. Es fehle nach wie vor an Sprachkursen mit Kinderbetreuung, sagt Hartmann.

Wolfgang Dittrich plädiert dafür, Angebote für Flüchtlinge auch für andere Bevölkerungsgruppen zu öffnen. „Wir müssen die soziale Lage im Allgemeinen im Blick behalten und eine Bevorzugung einzelner Gruppen vermeiden,“ so Dittrich.

Wohnungspolitik führt zu Konkurrenz um bezahlbaren Wohnraum

Die Vertreter der AG Flüchtlingshilfe sehen den Zugang zu Wohnraum, neben der Arbeitsaufnahme, als eines der dringendsten Integrationsprobleme. Etwa die Hälfte aller anerkannten Flüchtlinge verbleibe trotz Anerkennung in einer Gemeinschaftsunterkunft. Die wesentliche Ursache für Wohnungsnot liege in einer verfehlten Wohnungspolitik, ist Dittrich überzeugt. Es gebe insgesamt zu wenig bezahlbare Wohnungen, vor allem in der westlichen Wetterau. Die dadurch entstehende Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt zwischen Flüchtlingen und anderen Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen sei vorprogrammiert und der Verknappung von bezahlbaren Wohnungen geschuldet. Dittrich fordert Kreis und Kommune auf, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Freiwillige können keine Hauptamtlichen ersetzen

„Es ist in den vergangenen Jahren von Ehrenamtlichen viel geleistet worden,“ sagt Hartmann. Nun gelte es, vorhandene Kontakte und Freundschaften aufrecht zu erhalten. Flüchtlingshelfer mussten lernen, die Geschwindigkeit der Geflüchteten zu akzeptieren. „Wir sollten nicht erwarten, dass die Geflüchteten in Deutschland ihre Identität aufgeben,“ sagt Hartmann. Ihre Lage in Deutschland richtig einzuschätzen, sei für die Geflüchteten nicht einfach. „Erst haben wir sie am Bahnhof willkommen geheißen und plötzlich waren sie die Ursache für alle Probleme.“

Freiwillige Helfer seien im Wetteraukreis auch weiterhin in der Flüchtlingshilfe unersetzlich, weil sie sich vor Ort auskennen und den Kontakt zur Bevölkerung und den Vereinen herstellen können, so Wolfgang Dittrich. Er stellt klar, dass Freiwillige keine hauptamtlichen Kräfte ersetzen sollen. Um die Integration der Flüchtlinge voran zu treiben, sei vor allem eine Anbindung an die örtlichen Vereine sehr hilfreich. „Wenn die Integration gelingt, sind die Menschen, die zu uns kommen, eine große Bereicherung.“

Info: Die AG Flüchtlingshilfe im Wetteraukreis setzt sich zusammen aus Freiwilligen von örtlichen Runden Tischen, Flüchtlingshilfeinitiativen, Kirchen und Wohlfahrtsverbänden sowie Stadt- und Gemeindeverwaltungen, der Kreisverwaltung und dem Jobcenter. Ihr Ziel ist die Integration von Geflüchteten im Wetteraukreis. Internet: www.ag-fluechtlingshilfe-wetterau.de

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