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Pegida

Jung: „Fremdenfeindlichkeit entschieden entgegentreten“

webphotographeer/istockphoto.comWillkommen!

Kirchenpräsident Volker Jung sieht bei den Pegida-Demonstrationen fundamentale christliche Werte in Frage gestellt: Das Kind in der Krippe ist ein Flüchtlingskind.

EKHNVolker Jung diskutiert im Interview

Darmstadt, 19. Dezember 2014. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung, hat angesichts der bevorstehenden Pegida-Demonstrationen am Montag dazu aufgerufen, „in unserem Land Fremdenfeindlichkeit in jeder Form entschieden entgegenzutreten“. Er wünsche sich, dass dort, wo Pegida-Demonstrationen geplant sind, „starke Gegenbewegungen entstehen, die zeigen und sagen: Wir wollen in einem offenen, toleranten und friedlichen Land leben, in dem Menschen aus aller Welt willkommen sind“, schrieb er am Freitag in Beiträgen für die Internet-Portale evangelisch.de und ekhn.de.

Das Kind in der Krippe ist ein Flüchtlingskind

Den Verantwortlichen der Kundgebungen warf Jung vor, „Vorurteile und diffuse Ängste“ zu nutzen, die unberechtigt seien. Sie sollten sich zeigen und „nicht mit Parolen agitieren, sondern sich der Diskussion stellen“. Zudem würden „fundamentale Werte“ der abendländischen Kultur verletzt, Dazu gehörten die Nächstenliebe und der Schutz der Fremden. „Ich empfehle den Demonstranten, die am Montag in Dresden Weihnachtslieder singen wollen, einmal gründlich darüber nachzudenken, um wen es in diesen Weihnachtsliedern geht: um das Kind in der Krippe, für das kein Platz da war, und das schnell zu einem Flüchtlingskind wurde“, schrieb Jung, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

Dokumentation: Wortlaut des Beitrags von Kirchenpräsident Volker Jung

"Pegida greift Vorurteile und diffuse Ängste auf. Niemand muss in Deutschland eine Islamisierung oder eine Überfremdung fürchten. Und doch sind solche Ängste leicht aktivierbar. Muslime in Deutschland sind sehr gut integriert und tragen die freiheitlich demokratische Grundordnung mit. Deutschland hat in der Vergangenheit mit Zuwanderung ausgesprochen gute Erfahrungen gemacht. Dass Deutschland ein so wohlhabendes Land ist verdanken wir nicht zuletzt auch den Menschen, die aus anderen Ländern hierher kamen, um hier zu arbeiten und zu leben.

Deutschland hat seine dunkelste Zeit erlebt, als es anfing, nationalistisch und rassistisch zu denken. Was wir brauchen, ist ein grundlegendes Ja dazu, dass Deutschland Zuwanderungs- und Zufluchtsland ist. Und wir brauchen dazu politische Konzepte. Was wir nicht brauchen sind populistische Parolen, die Angst und in der Konsequenz auch Aggressivität und Gewalt schüren. Es sieht so aus, als seien die Pegida-Demonstrationen auch von Rechtsextremen gesteuert. Die verantwortlichen Initiatoren sollen sich zeigen und nicht mit Parolen agitieren, sondern sich der Diskussion stellen. Besonders erschreckend ist für mich, dass hier die christlich-jüdische Kultur des Abendlandes gerettet werden soll und dabei fundamentale Werte dieser Kultur verletzt werden. Nächstenliebe und der Schutz der Fremden stehen im Zentrum dieser Kultur. Ich empfehle den Demonstranten, die am Montag in Dresden Weihnachtslieder singen wollen, einmal gründlich darüber nachzudenken, um wen es in diesen Weihnachtsliedern geht: um das Kind in der Krippe, für das kein Platz da war, und das schnell zu einem Flüchtlingskind wurde.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau unterstützt Gemeinden bei ihrem Engagement für Flüchtlinge. In Rheinland-Pfalz haben sich Kirche und Diakonie mit einem Appell an die Öffentlichkeit gewandt, sich noch mehr für Schutzsuchende einzusetzen. Jetzt kommt es darauf an, dass viele Menschen in unserem Land Fremdenfeindlichkeit in jeder Form entschieden entgegentreten. Ich wünsche mir, dass dort, wo Pegida-Demonstrationen geplant sind, starke Gegenbewegungen entstehen, die zeigen und sagen: Wir wollen in einem offenen, toleranten und friedlichen Land leben, in dem Menschen aus aller Welt willkommen sind."

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