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Begegnung in „Zwischenräumen“

Wie gelingt Integration?

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Integration braucht Zeit und einen besonderen Raum, um ein gelingendes Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft Kultur und Religion zu ermöglichen. Das war das Ergebnis einer Veranstaltung, zu der das Evangelische Dekanat Bergstraße ins Heppenheimer Haus der Kirche eingeladen hatte.

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„Ein Fremder muss erst einmal fremd bleiben dürfen. Wir müssen uns Zeit lassen und uns die Zeit nehmen, um uns gegenseitig kennenlernen zu können“, sagte Pfarrer Dietmar Burkhardt in seinem Impulsreferat. Er hat über Migration geforscht und befasste sich mit diesem Thema  als Lehrbeauftragter an der Goethe-Universität Frankfurt sowie bei Studienaufenthalten in Beirut / Libanon und Aleppo / Syrien. Begegnung ist nach seiner Überzeugung der erste Schritt, um Integration auf den Weg zu bringen. Dafür bedürfe es eines speziellen Raumes, den Burkhardt als „Zwischenraum“ bezeichnet. Diesen Zwischenraum, der gleichberechtigt und gemeinsam von Einheimischen wie Zugewanderten genutzt werde, verglich Burkhardt mit der Küche einer Wohngemeinschaft. Wenn neue WG-Bewohner einziehen, werde neu verhandelt, wie das Zusammenleben in dem gemeinsamen Raum gestaltet werde. Für den „Zwischenraum“ sei es zudem wichtig, dass der Tisch, an dem alle Platz nähmen, rund sei. „So können alle gleichberechtigt mitreden und es gibt keinen Vorsitzenden“, betonte Burkhardt, der derzeit als Schulpfarrer im Schuldorf Bergstraße tätig ist.

Mehr Raum für Begegnung

Dort geht die Schülerin Sabrina Jung in die 12. Klasse. Sie berichtete im Gespräch mit Dekan Arno Kreh, der gemeinsam mit Präses Dr. Michael Wörner die Veranstaltung moderierte, von ihren Erfahrungen mit Integrationsklassen. „Anfangs wusste ich nicht, wie ich auf Jugendliche, die aus einem fremden Land kommen und noch nicht gut deutsch sprechen können, zugehen soll. Doch wenn man miteinander redet, legt sich schnell die Unsicherheit“. Sabrina war es nach eigenen Angaben wichtig, die Kultur ihrer Mitschüler kennenzulernen. „Ich möchte mich ihnen gegenüber so verhalten, dass es auch für ihre Kultur in Ordnung ist“.

Fatma Bulut vom Türkisch-Islamischen Kultur- und Bildungszentrum Wald-Michelbach sagte, dass sie im Grunde zwei Heimaten habe. „In Deutschland denke ich oft, ich müsste mal wieder in die Türkei. Wenn ich im Urlaub in der Türkei bin, wünsche ich mir nach zwei Wochen wieder nach Hause zu fahren“. Sie plädierte dafür, mehr Raum für Begegnung mit anderen Nationalitäten und Religionen zu schaffen. Das Wort Toleranz möchte sie am liebsten streichen. „Ich will nicht toleriert, also geduldet werden. Ich will akzeptiert werden“, sagte Fatma Bulut, die in Affolterbach aufgewachsen ist.

"Es wird noch viel Wirbel geben"

Der katholische Religionslehrer an der Bensheimer Geschwister-Scholl-Schule und Integrationsbeauftragte der Stadt Bensheim Manfred Forell meinte, dass Integration ein “beidseitiger Prozess“ sei. Es bringe nichts, einfach zu fordern, dass die Fremden sich gefälligst integrieren sollten. „Viele Sportvereine an der Bergstraße haben mit der aktiven Beteiligung von Flüchtlingen und Migranten ‚Zwischenräume‘ geschaffen, um sich gegenseitig besser kennenzulernen. So kann Integration spielend gelingen“, sagte Forell. Er forderte solche Anstrengungen auch vermehrt von den Kirchengemeinden. Begegnungsräume zu schaffen sei Aufgabe der ganzen Gemeinde und sollte nicht an den Flüchtlingshelferkreis delegiert werden. Kritisch äußerte sich Forell zu dem von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten Integrationsgesetz mit dem Prinzip ‚fördern und fordern‘. Den Betroffenen mit Sanktionen zu drohen, wenn sie einen Sprachkurs nicht besuchen, sei das falsche Signal, solange es keine ausreichenden Sprachkurse gebe.

In der regen Diskussion, wie Integration gelingen kann, bekannten sich zehn der über 50 Besucher dazu, „fremde Wurzeln“ zu haben .Eine Teilnehmerin sagte, dass in der Vergangenheit bei allen Schwierigkeiten die Zuwanderung die Gesellschaft positiv verändert habe. „Auch jetzt und in Zukunft wird es noch viel Wirbel geben. Aber wir werden das schaffen.“

Die Veranstaltung war Teil der Reihe “GlaubenLebenFragen“, mit der das Evangelische Dekanat aktuelle Fragen aufgreift und das Gespräch mit Verantwortungsträgern in Kirche und Politik sucht.Die nächste Veranstaltung "Bezahlbarer Wohnraum frü alle?" findet am 29. September 2016 im Heppenheimer Haus der Kirche statt. Beginn ist um 19 Uhr.

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