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AK Integration und Asyl in Hachenburg lenkt den Blick auf Geflüchtete

Anregung zum Perspektivwechsel

Röder-Moldenhauer(v.li.) Marco Dörner, 1. Beigeordneter der VG Hachenburg; Pfarrer Uwe Rau, Flüchtlingsseelsorger der EKHN; Martin Fries, Pfarrer und Dekan i.R., Leiter des Arbeitskreises Integration und Asyl.(v.li.) Marco Dörner, 1. Beigeordneter der VG Hachenburg; Pfarrer Uwe Rau, Flüchtlingsseelsorger der EKHN; Martin Fries, Pfarrer und Dekan i.R., Leiter des Arbeitskreises Integration und Asyl.

Hier bin ich, Mensch. Wo kann ich sein? Mit dieser Fragestellung hat der AK Integration und Asyl zum Perspektivwechsel im Blick auf Abschiebediskussion und Bleiberecht eingeladen.

23 Personen waren der Einladung zum Vortrag und Gespräch im Großen Saal der VG Hachenburg gefolgt.

Martin Fries wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass angesichts einer aktuell aufgeheizten Diskussion um Abschiebung und neue gesetzliche Regelungen der Migrationspolitik ein Blick auf die Geflüchteten notwendig sei, die jetzt in Deutschland leben. Zugleich sei dem Populismus zu wehren. Gesetze, Vorschriften und vor allem der Schutz der Menschenrechte seien zu beachten. Ein Perspektivwechsel sei notwendig, denn oft genug werde nur über Geflüchtete geredet und nicht mit ihnen.  

In seinem Grußwort beschrieb Marco Dörner, 1. Beigeordneter der VG Hachenburg, die aktuelle Unterbringungssituation Geflüchteter aufgrund eines Wohnraummanagements zwischen den beteiligten Behörden als regelbar, wenn auch an der Belegungsgrenze. Wohnraum wird weiterhin gesucht. Es gelte, die Chancen der Zuwanderung zu nutzen aber auch die Zahlen der neu ankommenden Flüchtlinge zu reduzieren.

Pfarrer Uwe Rau ließ in seinem Vortrag Menschen zu Wort kommen, die um ihr Bleiberecht bangen und  schildern, welche Erfahrungen sie gemacht haben und wie sie sich fühlen. Er stellte die Frage nach der Würde des Menschen. Im Blick auf Geflüchtete würde diese Würde oft missachtet. Solche Missachtung spiegele sich auch in Beschlusstexten der Bundes- und Landesregierungen. Überlegungen, wie sie im Blick auf die „Sachkostenkarte“ oder die „Arbeitspflicht“ zum Teil geäußert werden, unterstellen pauschal, dass Geflüchtete Mittel missbrauchen oder nicht arbeiten wollten. Ein Euphemismus sei es auch, die Abschiebehaft als „Gewahrsamsein-richtung für Ausreisepflichtige“ zu bezeichnen, denn es herrschten dort Haftbedingungen für Menschen, die keine kriminellen Handlungen vollbracht haben.

Menschlichkeit werde immer wieder durch Sprüche und Schlagworte herabgewürdigt. Zukunftsweisender seien demgegenüber die vom Institut der deutschen Wirtschaft fundiert dargestellten 12 Gründe zur Zuwande-rung. In der anschließenden Diskussion im Plenum ging es die Wahrnehmung zunehmender Ängste bei Geduldeten angesichts der aktuellen politischen Lage. Dem allgemeinen Eindruck, das Boot sei voll, müsste Erfahrungsberichten gelungener Integration mehr Raum gegeben werden. Auch müsste deutlicher gemacht werden, dass 85 Prozent der Geflüchteten in Entwicklungs- und Nachbarländern Aufnahme gefunden hätten, die sehr hohe Lasten zu tragen hätten. Schwierig empfinden Ehrenamtliche oft auch die Art und Weise, wie Behörden mit Geflüchteten und ihren Anliegen umgehen. Auch das Ehrenamt selbst gerate durch die gegenwärtige Diskussion zunehmend unter Druck. Ehrenamtliche haben manchmal den Eindruck, sich für ihr Engagement rechtfertigen zu müssen. Deutlich wurde aber auch, wie wichtig für die Integration ein möglichst früher Erstkontakt zu Geflüchteten ist.

In einem Gottesdienst am Sonntag in der Ev. Bartholomäuskirche in Altstadt wurde das Motto: „Hier bin ich, Mensch. Wo darf ich sein?“ aufgenommen. Am Beispiel der alttestamentlichen Isaak-Erzählung wurde auf die Problematik von Menschen hingewiesen, die aufgrund von Wasserknappheit zur Flucht gezwungen waren. Den dadurch entstandenen Konflikt und seine Bewältigung stellte der AK Integration und Asyl im Lauf des Gottesdienstes dar. Pfarrer Rau wies im Rahmen seiner Predigt auf die seelsorgerliche Frage hin, aus welchen Quellen wir in unserer Gegenwart leben und wie wir diese nutzen können, um Frieden und Gerechtigkeit zu fördern. Der Gottesdienst wurde musikalisch begleitet von Doris Heisters und Christiane Löf-lund-Fries (Blockflöten) und Volker Siefert (Keyboard und Orgel). Der Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst bot den Teilnehmenden Möglichkeiten zu Begegnung und Gespräch.

Der Arbeitskreis Integration und Asyl ist dankbar für Angebote ehrenamtlicher Mitarbeit, die die Tätigkeit der Mitarbeitenden unterstützen. Kontakt: Martin Fries 02662 – 949321.

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