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Flüchtlingsseelsorge

Empfehlungen aus der Praxis für die Umsetzung des Kirchenasyls

Asyl in der KircheIm Evangelischen Dekanat Gießen gewähren seit langem Kirchengemeinden Kirchenasyl

Evangelische Kirchengemeinden, die Geflüchteten Kirchenasyl gewähren, müssen einiges beachten. Denn wenn Geflüchtete im Kirchenasyl die kirchlichen Gebäude verlassen, steht ihnen kein Schutz zu. Deshalb benötigt diese Aufgabe auch die Unterstützung von Ehrenamtlichen. Hilfreiche Tipps dafür kommen aus dem Dekanat Gießen, aber auch von der EKHN und der Diakonie Hessen.

HartmannNicht abstimmungsberechtigt, aber keineswegs unbeteiligt: Der neue Flüchtlingsreferent Ralf Müller

[mhart/red] "Wir kommen in Kontakt mit Menschen, die auf dramatische Weise ihrem Schicksal ausgeliefert sind, nicht erst hier in Deutschland", berichtete Dr. Gabriel Brand, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung im Dekant Gießen während der Dekanatssynode im März 2023. Seine Erfahrung bezog er auf die Umsetzung des Kirchenasyls. Denn für verfolgte und gefährdete Menschen einzutreten und da zu sein, gehört zu den elementaren Aufgaben der Kirche und der Christenheit. Das setzen bis heute auch evangelische Kirchengemeinden innerhalb der EKHN um und erhalten dafür unterstützende Informationen:

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Aufgaben für freiwillige Unterstützer:innen des Kirchenasyls

In einigen Kirchengemeinden der EKHN wird das Kirchenasyl umgesetzt, auch im Dekanat Gießen. Während der dortigen Dekanatssynode wurde die Situation des Kirchenasyls in der Region thematisiert. Dabei stellte sich der neue Referent der EKHN-Flüchtlingsarbeit und -seelsorge in der Region Nord, Ralf Müller, vor. Einer seiner Schwerpunkte wird es sein, Kirchengemeinden im Dekanat Gießen beim Kirchenasyl zu unterstützen. Flüchtlinge im Kirchenasyl haben keinen juristisch gesicherten Status. Verlassen sie die kirchlichen Gebäude, steht ihnen kein Schutz zu. Was kommt auf freiwillige Unterstützer:innen zu? Ralf Müller gab einen ersten Überblick:

Einkaufen: Zu allererst müssen die Menschen im Kirchenasyl mit Verpflegung, Hygieneartikeln und weiteren Dingen des täglichen Bedarfs versorgt werden. Die Kosten hierfür werden aus Spenden und Kollekten aufgebracht.

Besuchen und sprechen
: Da die Flüchtlinge ihre Kirchenasyl-Wohnung nicht verlassen können, droht Vereinsamung. Besuche, Gespräche, Brettspiele, gemeinsames Kochen usw. können dieser Vereinsamung vorbeugen.

Begleitung von Kindern
: Leben Familien mit Kindern im Kirchenasyl, gestatten die Behörden den Kindern oftmals den Schulbesuch. In manchen Fällen ist es ratsam, die Kinder auf dem Weg zur Schule und zurück zu begleiten.

Medizinische und psychosoziale Betreuung
: Auch im Kirchenasyl kann man krank werden. Manche Ärzt*innen unterstützen das Kirchenasyl, indem sie eine kostenfreie Behandlung anbieten. Dann muss der Weg organisiert und begleitet werden. 

Kirchenasyle im Dekanat Gießen 

Im Dekanat Gießen gibt es derzeit Kirchenasyl im ehemaligen Pfarrhaus der Stephanusgemeinde, in der Johannesgemeinde und in einem Fall in der Gesamtkirchengemeinde Gießen Nord (Wieseck). Über die Situation der Kirchenasyle im Dekanat hatte Dr. Gabriel Brand, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung, im Rahmen der Dekanatssynode berichtet. „Das Kirchenasyl ist immer mit einer Abwägung verbunden. Wir haben viel mehr Anfragen als wir Menschen aufnehmen können. Das macht die Arbeit nicht leicht. Wir können immer nur exemplarisch und punktuell arbeiten", erklärte Pfarrer Brand.
Seit Januar 2020 wurden nach Angaben von Gabriel Brand 27 Erwachsenen und 13 Kindern Kirchenasyl gewährt. Die Geflüchteten kamen aus Syrien, Afghanistan, Somalia, Eritrea, Iran, Irak und Pakistan. In der Regel waren sie vier bis sechs Monate im Kirchenasyl, einige aber auch deutlich kürzer. Zeitweilig haben bis 10 Personen im Kirchenasyl gelebt. Derzeit sind es 2 Personen. 

Kirchenasyle seien in der Vergangenheit in der Regie der Kirchengemeinden gelaufen. Seit Januar 2021 wurde sei das Kirchenasyl im Dekanat als „Aufgabe des ganzen Dekanats“ neu organisiert worden. So kämen Ehrenamtliche aus verschiedenen Gemeinden. Alle Gemeinden im Dekanat hätten die Kirchenasylarbeit finanziell unterstützt. 

Ehrenamtliche Mitarbeit erwünscht

Ralf Müller will in der kommenden Zeit weitere Unterstützer:innen gewinnen, sie umfassend informieren und miteinander vernetzen.
Seine Kontaktdaten:
EKHN-Flüchtlingsarbeit und -seelsorge Region Nord
Ralf Müller, Referent
Südanlage 13
35390 Gießen
flucht.giessen@ekhn.de

Kirchenasyl 

Kirchenasyl bedeute, Menschen, die von einer Abschiebung in ihre Herkunftsländer oder – wie in den meisten Fällen – in ein anderes europäisches Land bedroht sind (Dublin-Verfahren), aus humanitären Gründen in kirchliche Obhut zu nehmen, bis ihr Fall juristisch überprüft und entschieden wurde. Damit folgt die Kirche, so Pfarrer Brand, einer langen christlich-humanitären Tradition.

[mhart/red]

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