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Corona hat auch der Integration geschadet

Zum bundesweiten Aktionstag der Migrationsberatung hat die Liga Hessen am 30. Juni in einem Online-Fachgespräch mit dem hessischen Abgeordneten der Grünen-Bundestagsfraktion Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Sprecher für Arbeitsmarktpolitik und Europäische Sozialpolitik, diskutiert. Bei der anstehenden Bundestagswahl kandidiert er im Wahlkreis Offenbach. Thema des Gesprächs: Wie steht es um die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer in Zeiten von Corona?

© BOF/BMBF, Fotograf: Fulvio Zanettini

Der hessische Abgeordnete der Grünen-Bundestagsfraktion Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Sprecher für Arbeitsmarktpolitik und Europäische Sozialpolitik, diskutierte am Mittwoch, den 30. Juni, online mit Vertreter*inne der Liga Hessen über die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE). Deren Aufgabe ist, Menschen mit Migrationshintergrund bei ihrer Integration zu unterstützen und zu begleiten. Als „Integrationsmanager*innen“ vermitteln Berater*innen in Integrations- und Sprachkurse, helfen bei Ausbildungs- und Arbeitssuche oder beim Umgang mit Behörden und vielem mehr.

„Insgesamt haben die Mitarbeitenden in Hessen im vergangenen Jahr rd. 32.000 Zugewanderte beraten“, so Martina Schlebusch, vom Caritasverband der Diözese Limburg. „Das ist eine enorm hohe Zahl, vor allem wenn man bedenkt, wie schwierig sich Kommunikations- und Unterstützungsmöglichkeiten insbesondere in den Phasen des Lockdowns gestalteten.“

Strengmann-Kuhn zeigte sich beeindruckt von dieser wichtigen Arbeit und den komplexen Aufgaben des bundesgeförderten Beratungsangebots.

Die Migrationsberater*innen mussten seit Beginn der Pandemie häufig über Corona, Verhaltens-regeln und die gesetzlichen Bestimmungen informieren. „Die Verunsicherung war sehr groß. Offizielle Informationsmaterialien wurden oft nicht verstanden, wir mussten viel übersetzen und erklären“, so Ali Karakale, Migrationsberater der AWO in der Stadt Offenbach. „Dazu kommt, dass die Behörden seit März letzten Jahres den Publikumsverkehr nahezu vollständig eingestellt haben. Wir haben uns in der Migrationsberatung entschieden, für die Menschen da zu bleiben, den Kontakt auf jedem erdenklichen Weg aufrecht zu erhalten. Die Dankbarkeit dafür war und ist sehr groß“, so Karakale.

Die Anliegen der Ratsuchenden wurden durch Corona existenzieller. Vielen Zugewanderten drohte der Arbeitsplatz- oder Wohnungsverlust. So zeigte sich in den Migrationsberatungsstellen frühzeitig, was Studien[1] später belegten: Zugewanderte sind in vielen sozio-ökonomischen Lebensbereichen stärker von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen als andere Bevölkerungsgruppen.

Gleichzeitig ist die Situation in den Migrationsberatungsstellen in Hessen angespannt. Sie sind voll ausgelastet, der Beratungsbedarf war schon vor Corona enorm und ist durch den Ausbruch der Pandemie deutlich gestiegen, so der eindeutige Befund der Wohlfahrtsverbände.

„Nicht nur angesichts der Folgen der Corona-Pandemie brauchen wir eher mehr als weniger Ressourcen. Stattdessen drohen auf Bundesebene sogar Haushaltseinsparungen für die Migrationsberatung. Dies gilt es unbedingt zu verhindern!“, so Michael Albers von der AWO Hessen-Süd.  Daher war die dringende Bitte an Herrn Strengmann-Kuhn, darauf hinzuwirken, dass eine auskömmliche und konstante Finanzierung dieses wichtigen Angebots im Bundeshaushalt festgeschrieben wird.

Weitere Informationen

1 OECD: Internationaler Migrationsausblick Okt. 2020 / zusammenfassende Berichterstattung unter dem Titel „Die Coronakrise darf keine Integrationskrise werden!
P. Bendel/Y. Bekyol/M. Leisenheimer (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Auswirkun-gen und Szenarien für Migration und Integration während und nach der COVID-19 Pandemie

Kontakt

Lea Rosenberg, Geschäftsführerin des Liga-Arbeitskreises „Migration und Flucht“
Tel.: 069 955 262 -52, Mobil: 0163 614 16 52
Lea.Rosenberg@paritaet-hessen.org

Über die Liga Hessen

Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen e. V. ist der Zusammenschluss der sechs hessischen Wohlfahrtsverbände. Sie vertritt die Interessen der hilfebedürftigen und benachteiligten Menschen gegen-über der Politik ebenso, wie die Interessen ihrer Mitgliedsverbände. Mit ca. 7.300 Einrichtungen und Diensten sind die Mitgliedsverbände ein bedeutender Faktor für die Menschen, für eine soziale Infrastruk-tur und für die Wirtschaft in Hessen. Nah an den Menschen und ihren Bedürfnissen wissen die rund 113.000 beruflich Beschäftigten und rund 160.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflegeinrichtungen, Behinderteneinrichtungen, Werkstätten, Tagesstätten, Bildungsstätten, Beratungs-stellen, in den Frühförderstellen, ambulanten Diensten und anderen Einrichtungen um die sozialen Be-lange und die realen Rahmenbedingungen in Hessen. Diese Kenntnisse bringt die Liga in die politischen Gespräche auf Landesebene und mit Verhandlungspartnern und Kostenträgern ein.

 

 

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