Familien gehören zusammen!
Resolution von Flüchtlingsinitiativen zum Familiennachzug
bbiewGraffiti an einer Hauswand auf Lesbos10.10.2017 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
bbiewDaphne Vloumidi mit Quilombo beim ZähneputzenZum Abschlussder Begegnungsreise nach Griechenland haben die 21 Teilnehmer/innen einstimmig diese Resolution beschlossen:
FAMILIEN GEHÖREN ZUSAMMEN
Wir appellieren an die Verantwortlichen in Kirche und Diakonie, sich für einen beschleunigten Familiennachzug für Flüchtlinge einzusetzen und dabei auch den Konflikt mit der Politik nicht zu scheuen.
Bei unserer einwöchigen Begegnungsreise in Griechenland – organisiert vom Zentrum Ökumene der EKHN und der Diakonie Hessen - haben wir wartende, verzweifelte und mitunter depressive Menschen getroffen, die nicht wissen, ob und wie es weitergeht. Ihre Verwandten, ihre Männer, Frauen oder Kinder befinden sich in Deutschland, sie selbst aber hängen in Griechenland fest.
Zurzeit leben in Griechenland rund 5.000 Geflüchtete, die das Recht auf Nachzug zu ihren Familien nach Deutschland haben. Tendenz: weiter steigend. Obwohl sie eine Zusage des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge zur Weiterreise nach Deutschland erhalten haben, sind tatsächlich nur wenige ins Land gelassen worden. Trotz des Rechts auf Nachzug wird die Einreise politisch bewusst beschränkt.
Wer in Deutschland im Asylverfahren ist oder einen Schutzstatus erhalten hat, hat gemäß der Dublin-Verordnung das Recht auf Familiennachzug. Wir bitten die Verantwortlichen in Kirche und Diakonie, gegenüber den politisch Verantwortlichen auf diesem Recht zu pochen. Wir wissen, dass Integration besser gelingen kann, wenn alle Familienmitglieder zusammen und in Sicherheit sind. Der grundgesetzlich verbriefte Schutz der Familie gilt nicht nur für Deutsche.
Die Zahl der Menschen, die mit kleinen Booten auf den griechischen Inseln landen, steigt wieder - darunter sind viele Kinder. Es ist unerträglich und nicht akzeptabel, dass Schutzsuchende dabei zu Tode kommen. Deshalb appellieren wir an Kirche und Diakonie, sich gegenüber den politisch Verantwortlichen dafür einzusetzen, dass mehr legale Einreisewege und zügige Familienzusammenführungen ermöglicht werden.
Das Motto der Begegnungsreise „Europa mit menschlichem Antlitz“ hat freiwillig Engagierte aus Hessen/Rheinland-Pfalz und Griechenland in Thessaloniki und auf Lesbos zusammengebracht. Herzlichkeit und Freundlichkeit haben den Austausch begleitet. Gestärkt und ermutigt kehren wir zurück. An vielen Orten Europas lebt die Zivilgesellschaft Solidarität gegen die Härte der europäischen Flüchtlingspolitik. Wir sind viele und das ist gut.
Lesbos, den 6. Oktober 2017
Die Resolution finden Sie zum Herunterladen hier
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Eine persönliche Bilanz von Teilnehmer/innen der Begegnungsreise
Es gibt viele Menschen, Ideen, Aktivitäten, Begegnungen auf Augenhöhe, die einen würdevollen Umgang mit Geflüchteten gestalten. Es gibt viel zu tun in Richtung politischer Zeugenschaft.
Renate Schwalenberg-Leister, Hanau
Die Selbstaufopferungsbereitschaft und Empathie der internationalen, aber auch der sich in drei Krisen befindenden griechischen Ehrenamtlichen überwältigt einen. Daraus schöpfe ich Hoffnung und Kraft sowohl für das Ehrenamt als auch für eine solidarische Weltgesellschaft. Engagement und Austausch kann Weltschmerz verhindern.
Lena O`Hara, Frankfurt
Ich erlebte wertschätzende Begegnung auf Augenhöhe mit geflüchteten Menschen, die aus dem Du und Ich ein Wir entstehen lassen.
Irmtraud Göbel, Darmstadt
Freiwillige sind eine starke Kraft, die Europa durch menschliches Handeln verbindet. Sie bilden Netzwerke über Grenzen hinweg.
Karl-Heinz Leister, Hanau
Ich war sehr beeindruckt von der Atmosphäre in den einzelnen Projekten. Sie war geprägt von einem offenen, zugewandten, freudvollen Miteinander und von Respekt vor den einzelnen Lebensgeschichten.
Elisabeth Biehl-Menzel, Darmstadt
Wir hatten in der Gruppe einen guten Austausch und konnten uns mit anderen vernetzen.
Birgit Bremer, Buseck
Auf der Begegnungsreise habe ich viele herzliche und kreative Menschen kennengelernt. Dieses „menschliche Antlitz“ fehlt dem EU-Türkei-Deal vollkommen; auch die Umsetzung ist zum Teil grauenvoll und unmenschlich. Zivilgesellschaftliches Engagement ist gefragt.
Dorothea Korn, Frankfurt
Für mich war es schön zu erleben, wie sehr sich die Ehrenamtlichen in Griechenland über unseren Besuch freuen.
Agnes Appel, Wettenberg
Wir denken, in Deutschland tun wir schon einiges. Doch die Menschen in Griechenland sind „wärmer“ mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz.
Rita Wohmann, Ober-Olm
Grenzen im eigenen Umfeld überwinden. Vorurteile und Ängste abbauen. Von Großherzigkeit und Liebe berichten.
Dagmar Herrmann, Biebertal
Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Ulrike Wegerle, Monsheim
Wir brauchen legale Wege, um Familien zusammenzubringen, sonst werden weiter Menschen im Mittelmeer sterben. Dafür sich einzusetzen und zu kämpfen, lohnt sich. Und: wir sind viele!
Anja Harzke, Frankfurt
Es liegt viel Kraft und Energie im tätigen Zupacken der vielen freiwillig Engagierten in Deutschland und in Griechenland. Die gelebte Solidarität an vielen Orten ist das menschliche Gesicht Europas.
Hildegund Niebch, Frankfurt
Die Kraft von Hilfe und Zusammenhalt ist unvergänglich – auch in ungewissen Zeiten.
Stephan Neumayer, Frankfurt
Auch das gehört zum Gesamtbild: Daphne Vloumidi, eine Hotelbetreiberin auf Lesbos, die sich seit Jahren für Geflüchtete engagiert, hatte in einem Flüchtlingslager einen verschmutzen Stoffelefanten gefunden. Sie nahm ihn mit und schrieb für ihr in England lebendes Enkelkind das Kinderbuch „Quilombo“. Es handelt vom Ankommen und den Schwierigkeiten, die der kleine geflüchtete Elefant Quilombo zu bestehen hat. Für die Teilnehmer/innen der Begegnungsreise führte sie gemeinsam mit ihrem Mann die Geschichte von Quilombo als Puppentheaterstück auf. Das Kinderbuch ist inzwischen auch auf Deutsch erschienen.
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