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Kirche und Vereine gründen "Bunte Alternative

Hungener wollen Toleranz leben

Kirchengemeinde HungenDie "bunte Alternative" trifft sichDie "bunte Alternative" trifft sich

Drei Menschen, die in der Kommune Hungen leben und sich engagieren, haben sich getroffen. Lutz Bernschein, Annette Meckel und Pfarrer Marcus Kleinert. Ihre Motivation? Sie wollen der negativen Atmosphäre, die sich in den letzten zwei Jahren in unserem Land ausgebreitet hat, etwas Positives entgegensetzen. Zumindest für die Region, in der sie leben: für Hungen. Die Idee hat Früchte getragen: Menschen aus Kirche und Vereinen tragen jetzt die "Bunte Alternative für Hungen".

Das Ergebnis der Bundestagswahl am 24. September 2017 sehen sie als eine Art Weckruf. „Dass eine Partei in den Bundestag eingezogen ist, deren Vertreter teilweise versteckt, teilweise ganz offen Ressentiments streuen bis hin zu rassistischen Äußerungen, fordert uns heraus“, schreibt Marcus Kleinert im aktuellen Gemeindebrief, „denn die Wähler der AfD sind auch unsere Nachbarn, Kollegen, Vereinskameraden“.

Im Gemeindebrief heißt es weiter:

Es ist ein schleichender Prozess zu beobachten, dass immer wieder Menschen anderer Herkunft, fremder Kultur, mit eigenen Traditionen herabgewürdigt werden. Dabei werden rote Linien, die eigentlich in der Gesellschaft allgemein anerkannt waren, immer wieder überschritten und dadurch  vermeintlich neu gesetzt. Diskriminierende, fremdenfeindliche Äußerungen sollen salonfähig gemacht werden. Menschen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, werden als „Gutmenschen“ verunglimpft. Dabei beruht Deutschlands Erfolg auf Zuwanderung. Nach dem Krieg kamen Vertriebene, in den späten 1960er und den 70er Jahren Gastarbeiter, nach der Eröffnung des Eisernen Vorhangs Spätaussiedler und Russlanddeutsche und jetzt junge Kriegsflüchtlinge mit Familien. In der öffentlichen Meinungsbildung in den klassischen und den digitalen Medien, insbesondere in den sogenannten sozialen Netzwerken werden Vorurteilen gegenüber Muslimen und Flüchtlingen geschürt. Es werden Ängste verstärkt, die Teile der Bevölkerung entwickeln. „Der“ Islam wird pauschal als Gefahr gebrandmarkt. Es hat den Anschein, dass – um größtmögliche Aufmerksamkeit zu erzeugen – gezielt polarisiert oder gar manipuliert wird. Dem wollen wir entgegentreten, indem wir für Toleranz eintreten, das Miteinander stärken, auch das Miteinander von Andersdenkenden, von Menschen mit anderen Wurzeln, anderer Kultur, anderen Ansichten als den eigenen.

Aber wie? Wir haben zunächst nach Mitstreitern gesucht, die eine ähnliche Sicht haben. Es haben zwei Treffen stattgefunden, bei denen wir nicht bei der Analyse der Situation stehen geblieben sind, sondern auch Ideen gesammelt haben, wie wir das gesellschaftliche Klima in Hungen verbessern können. Zur Frage des Sinns und Ziels unserer Initiative haben sich zwei Schwerpunkte herauskristallisiert. Zum einen sollen durch Begegnungen von Deutschen mit Menschen anderer Herkunft Ängste abgebaut, ein wechselseitiges Verständnis für „die anderen“ befördert werden. Solche Angebote sollen niedrigschwellig sein, Spaß machen und durch Berichterstattung und persönlichem Weitererzählen positiv ausstrahlen. Daneben halten wir auch eine politische Auseinandersetzung für nötig. Dazu gehört, fremdenfeindlichen und rassistischen Äußerungen entschieden entgegenzutreten und als inakzeptabel zu benennen. In diesem Zusammenhang haben wir die Rede des Präsidenten von Eintracht Frankfurt, Peter Fischer, gegen die Geisteshaltung der AfD als beispielhaft begrüßt. Er hat das Wählen der AfD als unvereinbar mit der Mitgliedschaft in seinem Verein bezeichnet. Wäre das auch eine Möglichkeit für Vereine und Organisationen in unserer Region?

Um das Miteinander der Menschen, die in Hungen leben zu stärken, möchte die Gruppe ein Fest der Kulturen veranstalten. Dies könnte vor dem Backhaus unter dem Dach des Wochenmarktplatzes in Hungen stattfinden. Für Spiele für die Kinder könnte auch der Schulhof und die Wiese hinter dem Kriegerdenkmal genutzt werden. Es soll Musik und Kulinarisches aus verschiedenen Teilen der Erde geben. Die Begegnung und das gegenseitige Kennenlernen sollen im Vordergrund stehen. Der Termin für das Fest stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Vielleicht finden sich Menschen, die dieses konkrete Projekt oder unsere Ziele insgesamt unterstützen wollen. Diese sind herzlich eingeladen, an der nächsten Zusammenkunft, teilzunehmen. Zu ihr wird öffentlich eingeladen werden.

Ach ja, und am schwierigsten war es, einen Namen für unsere Initiative zu finden. Er sollte beide Anliegen widerspiegeln: das friedliche Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und das deutliche öffentliche Statement gegen ausgrenzende, rassistische Tendenzen. Nach eingehender Diskussion hat sich die Gruppe im Konsens auf den Namen „Bunte Alternative für Hungen. Toleranz leben“ geeinigt. Schaffen wir es, in unserer Kleinstadt den gesellschaftlichen Klimawandel aufzuhalten?

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