Weltflüchtlingstag
Kirche und Diakonie fordern menschenrechtsorientierte Flüchtlingspolitik
Peter Bongard
18.06.2025
bj
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Kirchenpräsidentin Tietz erklärt: „Die freundliche Zuwendung Gottes gilt allen Menschen – diese Haltung sollte auch unser politisches und gesellschaftliches Handeln prägen, insbesondere gegenüber Schutzsuchenden.“ Carsten Tag ergänzt: „Keine flüchtlingspolitische Maßnahme – weder im Inland noch an unseren Grenzen – darf die Würde von Menschen verletzen oder gegen geltendes Recht verstoßen.“ Eine humane Flüchtlingspolitik sei nicht nur Ausdruck christlicher Überzeugung, sondern auch eine demokratische Selbstverpflichtung. Humanität ist das menschliche Gesicht der Demokratie“, so Tietz und Tag.
Am Weltflüchtlingstag besuchen beide die zentrale Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen in Gießen, um ein Zeichen zu setzen. Integration sei kein nachgelagerter Akt, sondern beginne vom ersten Tag an. „Das zentrale Ziel kann nicht Abschottung und Ausgrenzung heißen – sondern Beteiligung und Teilhabe, so früh und so nachhaltig wie möglich“, so Tag und Tietz. Dafür brauche es nicht nur eine zügige Verteilung der Geflüchteten in die Kommunen, sondern auch erhebliche Investitionen in öffentliche Infrastruktur: in bezahlbaren Wohnraum, Bildung, Mobilität und Gesundheitsversorgung – Angebote, die allen in der Gesellschaft zugutekommen. Eine Politik, die in erster Linie auf Abschottung und Abschiebungen setze, werde auch den demographischen Herausforderungen der Gesellschaft nicht gerecht.
Tag kritisiert zudem die Einschränkung des Familiennachzugs: „Familien gehören zusammen – das ist ein Gebot der Menschlichkeit und ein Gebot unseres Grundgesetzes. Dass die Bundesregierung ausgerechnet in diesem Bereich Verschärfungen vornimmt, ist für uns nicht nachvollziehbar.“ Als „menschenunwürdig und verfassungsrechtlich höchst bedenklich“ bezeichnen Tietz und Tag die aktuelle Praxis mancher Behörden, Asylsuchenden sämtliche Sozialleistungen zu entziehen, um sie zur Ausreise zu drängen: „Kein Bett, kein Brot, nicht einmal Seife – das darf es in einem Rechtsstaat wie Deutschland nicht geben. Diese Praxis bringt Menschen in existenzielle Not und gefährdet nicht zuletzt das Wohl von Kindern.“
HINTERGRUND
Diakonie Hessen – Werk der Kirche, Mitgliederverband und Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege
Die Diakonie Hessen ist als Werk der Kirche Mitglieder- und Spitzenverband für das evangelische Sozial- und Gesundheitswesen auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW). In den Geschäftsstellen in Frankfurt am Main und Kassel, dem Evangelischen Fröbelseminar, sowie den Evangelischen Freiwilligendiensten arbeiten über 300 Mitarbeitende. Dazu kommen circa 520 Freiwillige, die sich in den verschiedenen Programmen des freiwilligen Engagements einbringen.
Der Diakonie Hessen gehören 439 Mitglieder an. Insgesamt sind bei der Diakonie Hessen und ihren Mitgliedern zusammen rund 45.000 Mitarbeitende beschäftigt, die im Geschäftsjahr 2022 einen Gesamtumsatz von über 2,5 Milliarden Euro erwirtschaftet haben.
Dem Vorstand des Landesverbandes gehören Pfarrer Carsten Tag (Vorstandsvorsitzender) und Dr. Harald Clausen an.
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