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Jung verteidigt Kirchenasyl

Kirchenpräsident kritisiert Abschiebungen nach Afghanistan

EKHN/Peter BongardKirchenpräsident Volker JungKirchenpräsident Volker Jung

Am kommenden Dienstag sind erneut Abschiebungen nach Afghanistan geplant. Das hält der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung angesichts der Sicherheitslage im Land für unverantwortlich. Außerdem verteidigt er das zuletzt immer wieder kritisierte Kirchenasyl.

Frankfurt a.M. / Darmstadt, 9. September 2017. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat die für kommenden Dienstag geplanten Abschiebungen von Flüchtlingen nach Afghanistan kritisiert. Der Staat setze hier Menschenleben aufs Spiel, sagte Jung am Samstag (9. September) bei der Verleihung des diesjährigen Menschenrechtspreises von „Pro Asyl“ in Frankfurt am Main. Afghanistan sei ein Land, „in dem Krieg herrscht, in dem Hunderttausende auf der Flucht sind und täglich Menschen durch Bombenanschläge oder gewaltsame Auseinandersetzungen getötet werden“, erklärte er bei der Veranstaltung der Menschenrechtsorganisation. Dass trotz aller vorliegenden Informationen über die Sicherheitslage in Afghanistan erneut eine Sammelabschiebung von Düsseldorf aus nach Kabul stattfinden soll, ist seiner Meinung nach „nicht akzeptabel“.

Schutzraum

Gleichzeitig verteidigte Jung das Kirchenasyl gegen immer wieder geäußerte Kritik. Erst ein Rechtsstaat, der das  Kirchenasyl vorbehaltlos akzeptiere, zeige „wirkliche Größe“,  sagte er. Jung: „Es ist ein Rechtsstaat, der auch darum weiß, dass alles menschliche Urteilen niemals unfehlbar ist“. Jung hob hervor, dass das Kirchenasyl ist kein verbrieftes Recht sei. Dahinter stehe jedoch die alte kulturelle Tradition, in sakralen Räumen Schutz zu gewähren. Dabei gehe der Begriff Asyl auf das griechische Wort „asylon“  zurück, das „unverletzlich“ bedeute. Deshalb stellt das Kirchenasyl nach Worten Jungs auch nicht das Gewaltmonopol des Staates in Frage, sondern biete lediglich einen „menschenrechtlichen Schutzraum“.

Rettungsanker

Für viele Menschen bleibe das Kirchenasyl „ein letzter Rettungsanker in verzweifelten Situationen“, so Jung. Dies sei ein Indiz dafür, dass bestehende Regelungen Menschen auf der Flucht nicht ausreichend gerecht würden und „Notsituationen“ herbeiführten. Kirchenasyl wird nach Jung „nicht leichtfertig gesucht und auch nicht leichtfertig gewährt“. Ein Kirchenasyl sei für alle eine „ausgesprochen schwierige Situtation“. Er zitierte dabei die diesjährige Menschenrechtspreisträgerin von „Pro Asyl“: „Kirchenasyl ist kein Spaziergang. Es ist mehr ein Kirchengefängnis.“

Menschenrechtspreis „Pro Asyl“

Den Menschenrechtspreis von „Pro Asyl“ erhielten in diesem Jahr Wolfgang Seibert und Doris Otminghaus für ihr Engagement beim Asyl für Flüchtlinge. Seibert hatte als Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Pinneberg mit seiner Gemeinde im Jahr 2014 Flüchtlinge aufgenommen. Doris Otminghaus hatte sich als Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde in Haßfurt im Kirchenasyl engagiert. 

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