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Interreligiöses Kochen

Laubach-Schüler wollen Tim Mälzer mit interreligiösem Menü überzeugen

Erika von BassewitzDas Kochen macht den Schülerinnen und Schülern Spaß

Wenn der Religionsunterricht in die Küche der schuleigenen Cafeteria verlegt wird, ist das schon ungewöhnlich. Wenn ein Reli-Kurs bei einem bundesweiten Kochwettbewerb ins Finale einzieht, dann ist es wirklich außergewöhnlich - die Schüler des Laubach-Kollegs der EKHN haben das mit einem Menü für alle fünf Weltreligionen geschafft.

BMELAuftakt des diesjährigen Wettbewerbs "KLASSE KOCHEN!" in Hamburg v.l.n.r.: Dr. Brigitte Mohn (Vorstandsmitglied Bertelsmann Stiftung), Tim Mälzer, Dr. Maria Flachsbarth (Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft - BMEL), Andreas Kuipers (Geschäftsführer Nolte Küchen).

Der Ofen ist vorgeheizt, und neben den Schneidebrettern liegen Auberginen, Tomaten und Zwiebeln bereit. Tom und Joshua bereiten das Hähnchen zu, während ihre Mitschüler Gemüse klein schneiden und anbraten. Sie alle gehören zum Religionskurs der elften Klasse von Silke Böhm – und zu den 25 Finalisten des bundesweiten Kochwettbewerbs „KLASSE, KOCHEN!“ von Tim Mälzer und drei Kooperationspartnern. 

Ehemann der Direktorin macht gemeinsame Sache mit Reli-Lehrerin

„Ich habe einen Flyer für den Wettbewerb gesehen und wollte gerne teilnehmen“, erzählt Silke Böhm, die evangelische Religion am Laubach-Kolleg der EKHN unterrichtet. Ihre Schulleiterin Ellen Reuther hatte ein offenes Ohr für die Idee, und auch deren Mann war begeistert. „Mir macht es einen Riesenspaß, mit den Jugendlichen zu kochen“, sagt Hartmut Reuther. Früher hat er eine Schulküche geleitet und Hauswirtschaft unterrichtet, jetzt ist er in Altersteilzeit und engagiert sich gerne in der Schule seiner Frau.

Koscher und halal zugleich kochen

Im Lehrplan des Religionskurses vom Laubach-Kolleg der EKHN steht das Thema Weltreligionen, das Motto des diesjährigen Wettbewerbs lautet: „Kulinarisch um die Welt“. „Da kam uns als kirchliche Schule der EKHN der Gedanke, das Motto auf der religiösen Ebene umzusetzen und ein Menü für fünf Weltreligionen zu kochen, das jeder bedenkenlos essen kann“, erklärt Hartmut Reuther. Welche Regeln Juden, Moslems, Christen, Buddhisten und Hindus beim Essen und seiner Zubereitung beachten müssen, hat Silke Böhm mit den Schülern erarbeitet, bevor Reuther die Rezepte kreiert hat - trotz mancher Herausforderungen: „Das Huhn war ein bisschen kritisch, das muss halal und koscher sein. Und Milch haben wir grundsätzlich durch Sojaprodukte ersetzt, weil in der jüdischen Küche ein Abstand zwischen Milch und Fleischprodukten sein muss.“

Ein Menü für alle Religionen

Auf dem Menü stehen ein buddhistischer Gemüsetopf, der jüdische „gefilte Fisch“, eine Art gefüllter Aubergine namens „Imam Bayildi“, ein päpstliches Huhn und das indische Dessert Shrikhand, aber jeder Gläubige kann alles essen. Das eingereichte Konzept und die Rezepte haben die Jury in der ersten Runde überzeugt. „Überraschenderweise hat alles richtig gut geschmeckt“, stellt der 17-jährige Tom fest. „Man sollte auch mal etwas probieren, das man nicht kennt.“ Und die gleichaltrige Sophie ergänzt: „Ich finde es praktisch, die Speiseregeln zu kennen. Heutzutage ist es ja nicht mehr unwahrscheinlich, dass man mit Leuten aus dem Islam oder aus Indien zusammen isst. Und da sollte man auch wissen, wie man für sie kocht.“

Dabei sein ist toll – gewinnen schöner

Ob sie wirklich gewinnen, ist den meisten Schülern nicht so wichtig: Für sie war das Projekt so oder so ein Erfolg. Aber wenn sie die letzte Hürde meistern und eine Schulküche gewinnen, könnte die Schule regelmäßig Kochkurse anbieten. Hartmut Reuther würde das freuen. „Vielleicht kommt dann auch einmal Tim Mälzer vorbei.“ Die Gewinner aus den Vorjahren hat der Starkoch jedenfalls schon besucht.

Video ansehen

Die Rezepte aus dem Video:

Päpstliches Huhn

Das Rezept geht auf Bartolomeo Scappi (1500-1577) zurück, der ab 1534 als Küchenchef im Vatikan für die Päpste gekocht hat. Das Huhn sollte  halal zertifiziert und geschlachtet sein.

1 junges Huhn (halal), ca. 1 kg waschen, trocknen, mit Salz und Pfeffer einreiben, evtl. Knochen außer Flügel und Keulen entfernen

200g Sauerkirschen abgießen

1 Tasse Reis mit Salz kochen und abgießen

250g Pflaumen waschen und klein schneiden

1 Zwiebel in kleine Würfel schneiden

1 Knoblauchzehe schälen, klein hacken und mit der Zwiebel in Olivenöl anbraten

2 EL Schweizer Käse reiben

5 Stängel Petersilie, 2 Stängel Majoran, 5 Minzeblätter klein hacken

1 Ei mit dem Käse, den Gewürzen, den Kirschen, dem Reis, den Pfirsichen, den Zwiebeln und dem Knoblauch vermengen

Das Ganze mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Zimt würzen und als Füllung in das Hähnchen geben.

Das Hähnchen mit Zahnstochern wieder schließen und mit Küchengarn umwickeln. Dann bei 180 Grad ca. 1 Stunde im Ofen backen.

Beilagen:

Möhren und rote Bete putzen und klein schneiden, dann mit Salz, Pfeffer und Chili würzen und 20 Minuten dünsten

2 Tassen Reis mit Salz kochen

Sauce:

Rosmarinzweige klein hacken

2 Schalotten klein hacken und in etwas Olivenöl andünsten, 100g getrocknete Aprikosen klein hacken und 5 Minuten mitdünsten

Das Ganze mit 300 ml Hühnerbrühe ablöschen, 15 Minuten köcheln lassen. Sauce mit dem Pürierstab zerkleinern, nachwürzen und reichlich fein gehackten Rosmarin untermischen

Imam Bayildi (Der Imam fiel in Ohnmacht)

Imam Bayildi, „Der Imam fiel in Ohnmacht“, heißt dieses Gericht. Das Hackfleisch wurde durch Sojagranulat ersetzt.

300g Sojagranulat einweichen

600g Auberginen waschen, trocknen, Blätter entfernen. Der Länge nach in dicken Streifen schälen, bis die Aubergine gestreift aussieht. Dann die Aubergine von allen Seiten mit etwa Olivenöl anbraten, auf Küchenpapier abtropfen lassen. Längs aufschneiden und die Kerne mit etwas Fruchtfleisch entfernen.

1 Zwiebel fein würfeln und anbraten, das Sojagranulat dazugeben. Mit Pfeffer, Salz, Paprika und Chili würzen

150g Fleischtomaten über Kreuz einritzen, mit kochendem Wasser übergießen, häuten, in Würfel schneiden und zur Bratmasse geben

1 Knoblauchzehe klein hacken und dazu geben

1 kleine Dose Tomatenmark einrühren

2 EL glatte Petersilie klein hacken und dazu geben

Die Bratmasse in die Auberginen füllen

2 Tomaten waschen, in dünne Scheiben schneiden und auf die Bratmasse legen

Auflaufform mit 1 EL Butter einreiben und Auberginen hineingeben

Bei 180 Grad Heißluft 25-30 Minuten backen

Petersilie waschen, klein hacken und beim Anrichten über die Auberginen geben.

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