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Bundeswehreinsatz

Militärbischof sieht noch lange Bedarf für westliches Militär in Afghanistan

Mie Ahmt/istockphoto.comKabul, Afghanistan - im November 2008: Die Straße zum Bazar in der Nähe des Flusses

Die Bundeswehr ist immernoch mit rund 1.000 Soldaten in Afghanistan. Militärbischof Rink sieht kein Ende der Mission.

Nicole KohlheppDer ehemalige Propst Sigurd Rink

Der evangelische Militärbischof Sigurd Rink hält die Stabilisierung Afghanistans für ein „Generationenprojekt“. Bei einem kompletten Abzug aller westlichen Soldaten nach dem Auslaufen der ISAF-Militärmission wäre die Zentralregierung zusammengebrochen, sagte er in Mainz vor Mitgliedern der Deutschen Atlantischen Gesellschaft: „Zwei oder drei Jahre später hätten Regionalfürsten das Land wieder übernommen.“ Bei Beginn des Militäreinsatzes vor über 14 Jahren habe niemand gedacht, dass die Truppen so lange in Afghanistan bleiben würden.

Wenige Besuche in Afghanistan wegen brisanter Situation

Rink berichtete auch, dass seine geplante Visite bei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan wegen der prekären Sicherheitslage von der Bundeswehr-Führung abgesagt worden sei. Wegen des enormen Aufwandes zum Schutz von Besuchern dürften derzeit nur die notwendigsten Dienstreisen nach Afghanistan stattfinden. Der erste hauptamtliche Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland erinnerte an die enormen Belastungen, die den Bundeswehrsoldaten bei den Auslandseinsätzen zugemutet würden. Die Politik müsse sich fortlaufend fragen, ob es zu verantworten sei, Menschen in Einsätze zu schicken, die keinen gesellschaftlichen Rückhalt genießen.

„Keine Kriegseinsätze ohne Gesamtkonzept“

Auch dürfe es keine Kriegseinsätze ohne Gesamtkonzept für die Lösung eines Konfliktes geben, wie das Beispiel Libyen deutlich mache: „In ein Land von außen zu intervenieren, ist völlig sinnlos, wenn man das Land anschließend sich selbst überlässt.“ Aber auch zu langes Zögern könne fatale Folgen haben. Im Bürgerkrieg in Syrien wäre nach Auffassung des Bischofs unter Umständen ein frühes militärisches Eingreifen gegen die Regierung von Staatspräsident Baschar Hafiz al-Assad richtig gewesen.

Die Bundeswehr ist auch nach dem Ende des ISAF-Einsatzes weiter im Rahmen der Nachfolge-Mission „Resolute Support“ mit derzeit knapp 1.000 Soldaten in Afghanistan. In dem Bürgerkriegsland sollen die Deutschen afghanische Sicherheitskräfte und Militärs beraten, ausbilden und unterstützen. Seit 2002 sind in Afghanistan 55 deutsche Soldaten ums Leben gekommen, 35 davon wurden bei Kämpfen oder Terroranschlägen getötet. Die Deutsche Atlantische Gesellschaft ist ein Verein, der sich nach eigenen Angaben darum bemüht, „Verständnis für die Ziele des Atlantischen Bündnisses zu vertiefen und über die Politik der Nato zu informieren“.

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