Menümobile menu

SeaWatch 4 ist ausgelaufen

Ruben Neugebauer/SeaWatchDas Rettungsschiff SeaWatch 4Das Rettungsschiff SeaWatch 4

Das Seenotrettungsschiff Sea-Watch 4 ist im Einsatz. Auch das Dekanat ist als Bündnispartner beteiligt. Solidarität bekundet das Dekanat mit Spenden und Kollekten aus den Gemeinden und einem Transparent am Offenen Haus. Im Stadtjugendpfarramt genähte Masken erbrachten im Kirchenladen Spenden für United4Rescue von mehr als 800 Euro.

Seenotrettung #wirschickeneinschiff
Bündnisschiff Sea-Watch 4 ist ausgelaufen

Leinen los: Das erste auch aus kirchlichen Spenden finanzierte Seenotrettungsschiff Sea-Watch 4 hat am Samstag den Hafen von Burriana (Spanien) verlassen und ist auf dem Weg in die Such- und Rettungszone im Mittelmeer. Aus einer Petition der größten kirchlichen Laienbewegung, dem evangelischen Kirchentag, wurde gut ein Jahr später Realität. Auch das Evangelische Dekanat Darmstadt-Stadt beteiligt sich als Bündnispartner. „Ich bin froh, dass das Schiff nun zur Rettung geflüchteter Menschen unterwegs ist“, so Dekanin Ulrike Schmidt-Hesse. „Wir setzen uns für die Rechte und den Schutz geflüchteter Menschen wie auch anderer Menschen in Not und für ein gutes Zusammenleben ein.“ Solidarität bekundet das Dekanat seit Wochen mit Spenden und Kollekten aus Kirchengemeinden und Einrichtungen und einem Transparent an der Fassade des Offenen Hauses in der Rheinstraße, dem Dekanatssitz. Allein beim Neujahrsempfang kamen mehr als 200 Euro für das Projekt zusammen. Im Stadtjugendpfarramt genähte Masken wurden im ökumenischen Kirchenladen im Offenen Haus gegen Spenden ausgegeben, die ebenfalls United4Rescue zugutekamen. Mehr als 800 Euro gingen United4Rescue allein durch die Einnahmen der Masken bisher zu.

Was ist das Bündnis "United4Rescue"?
Die Idee eines kirchlichen Seenotrettungsschiffs im Mittelmeer geht auf den evangelischen Kirchentag im Juni 2019 in Dortmund zurück. Bereits im Dezember 2019 gründeten die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) und Sea-Watch, eine Initiative zur zivilen Seenotrettung, den Trägerverein «Gemeinsam Retten e. V.». Zusammen mit 567 zivilgesellschaftlichen Akteur*innen riefen sie unter dem Bündnis «United4Rescue» zu Spenden auf. Beteiligt sind neben der EKD auch Dekanate, Diakonische Werke und Kirchengemeinden, sowie die Mehrzahl der Landeskirchen. Auch der Koordinierungsrat der Muslime, Pro Asyl, Ditib, Campact, die Musikband Revolverheld und der Deutsche Gewerkschaftsbund zählen zum Bündnis. Es kamen 1,1 Millionen Euro Spendengelder zusammen, wovon im Januar 2020 das ehemalige Forschungsschiff «Poseidon» für 1,3 Millionen Euro ersteigert werden konnte. Den Rest des Geldes gab Sea-Watch dazu. Darüber hinaus unterstützt United4Rescue auch andere zivile Seenotrettungsorganisationen, damit niemals ein Rettungsschiff aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht auslaufen kann.

Heinrich Bedford-Strohm gibt Reisesegen mit auf den Weg
Kurz vor dem Ablegen zum ersten Rettungseinsatz hatte auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, den Crew-Mitgliedern einen Reisesegen mit auf den Weg gegeben. Das Auslaufen des Schiffes sei für ihn nach der Schiffstaufe in Kiel auch persönlich „ein ganz besonderer Moment“, so Bedford-Strohm. Aber auch tausende andere Menschen seien jetzt mit dem Herzen dabei. „Sie haben das Geld dafür gespendet, dass die Sea Watch 4 überhaupt gekauft werden konnte.“

Krankenstation und Rettungsdeck an Bord
Ärzte ohne Grenzen ist bis mindestens Ende des Jahres an Bord der Sea-Watch 4 für die medizinische Notfallversorgung zuständig, wozu auch der Betrieb der Schiffsklinik gehört. Es gibt einen Schutzbereich speziell für Frauen und Kinder und eine Krankenstation, die zwei Behandlungsplätze umfasst. Das vierköpfige medizinische Team, einschließlich einer Ärztin und einer Hebamme, wird durch zwei Mitarbeiterinnen für Kommunikation und für die Belange besonders schutzbedürftiger Personen ergänzt. Die 21-köpfige Crew von Sea-Watch trägt die operative Verantwortung für das Schiff sowie die Rettungseinsätze. Gemeinsam leisten beide Organisationen humanitäre Hilfe an Bord.

Symbol der Solidarität
„Die Sea-Watch 4 und das dahinterstehende breite Bündnis sind die deutliche Antwort der Zivilgesellschaft auf die rassistische Politik der EU, die Menschen ertrinken lässt, damit sie europäisches Festland nicht erreichen“, so der Einsatzleiter der Sea-Watch 4, Philipp Hahn. „EU-Flugzeuge beobachten Ertrinkende aus der Luft und koordinieren illegale Rückführungen nach Libyen, während Rettungsschiffe wie die Sea-Watch 3 aus politischen Gründen an die Kette gelegt werden. Die Sea-Watch 4 ist ein Symbol der Solidarität mit Menschen auf der Flucht, und ein klares Signal an die EU, dass wir trotz aller Blockadeversuche nicht aufhören werden, zu retten. Solange die EU-Staaten Menschen zur Abschreckung ertrinken lassen, werden wir weitermachen. Wir lassen niemanden ertrinken!“, so Hahn weiter.

„Niemand darf in Verhältnisse zurückgezwungen werden, in denen Tod, Folter und Ausbeutung drohen“, sagt Oliver Behn, Leiter der Projektabteilung von Ärzte ohne Grenzen in Amsterdam. „Doch genau dies ist die Folge der Politik der europäischen Staaten, die staatliche Seenotrettung weitgehend eingestellt haben, die zivile Seenotrettung behindern und die Menschen durch die libysche Küstenwache ins Konfliktgebiet zurückbringen lassen.“

„Wir sind überwältigt und dankbar, dass unser Bündnis United4Rescue seit der Gründung im Dezember 2019 genug Spenden für das zusätzliche Rettungsschiff sammeln konnte”, so Sandra Bils, Gründungsmitglied von United4Rescue. „Doch so dankbar ich für all die Spenden bin, die den Kauf der Sea-Watch 4 ermöglicht haben und so großartig unser breites gesellschaftliches Bündnis ist: Das Sterben auf dem Mittelmeer ist ein absolutes Armutszeugnis für Europa! Ich hoffe darauf, dass unser Engagement in naher Zukunft nicht mehr gebraucht wird, weil die europäischen Staaten ihrer Verantwortung und ihren rechtlichen Verpflichtungen nachkommen und es eine staatliche Seenotrettung gibt.”

Grußvideo des Kirchenpräsidenten
Volker Jung wünschte der Crew des Seenotrettungsschiffes in einem Grußvideo: „Ich begleite Sie mit Gedanken, guten Wünschen und Gebeten.“ Jung denke aber auch „an die Menschen, die auf der Flucht sind. Und ich bete für sie.“ Es sei „furchtbar, dass sie sich in ihrer Not in Lebensgefahr begeben. (…) Deshalb appelliere ich zugleich an die Politikerinnen und Politiker in Europa: Sorgen Sie für sichere Fluchtmöglichkeiten und Fluchtwege, damit Seenotrettung gar nicht nötig ist!“

Weiterführende Links:
www.united4rescue.com/Wir schicken ein Schiff – Reportage:https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/wir-schicken-ein-schiff-100.htmlGrußvideo des Kirchenpräsidenten für die Crew der Sea-Watch4:https://www.facebook.com/kirchenpraesident/videos/295120588437284/

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top