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Wochen gegen Rassismus

Seit 25 Jahren gegen Rassismus

Esther StoschInternationalen Wochen gegen Rassismus: Mo Asumang hat in der Wiesbadener Marktkirche gelesen.Die TV-Moderatorin und Schauspielerin Mo Asumang unterstützt die Wochen gegen Rassismus

Von Solingen und Mölln nach Halle und Hanau - die Reihe rassistisch motivierter Gewalttaten in Deutschland ist lang. Die Internationalen Wochen gegen Rassismus wollen dazu beitragen, dass Drohungen, Anfeindungen und Übergriffe aufhören.

Ob Halle oder Hanau - die Täter mordeten, weil Rassismus ihr Denken bestimmte. Auch wenn die Konstruktion von Menschengruppen aufgrund vermeintlicher oder tatsächlicher Merkmale wie Hautfarbe, Herkunft oder Religion wissenschaftlich widerlegt ist, ist sie weiterhin in vielen Köpfen verankert. Um dieser Ideologie entgegenzuwirken, wurden vor 25 Jahren in Deutschland erstmals in größerem Stil Veranstaltungen gegen Rassismus organisiert. Inzwischen sind es jährlich mehr als 3.500.

21. März ist Internationaler Tag gegen Rassismus

Eigentlich hatten die Vereinten Nationen das Thema Rassismus schon drei Jahrzehnte zuvor zum Thema gemacht, als sie den 21. März in Erinnerung an das Massaker an der schwarzen Bevölkerung im südafrikanischen Sharpeville 1960 zum Internationalen Tag gegen Rassismus ausriefen. Beachtet wurde der Tag aber kaum. In Deutschland änderte sich das nach der Wiedervereinigung.

Anlass: Anschläge von Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen

Anlass für die Ausrichtung der ersten Anti-Rassismus-Wochen seien die gewaltsamen, völkisch-rassistisch motivierten Übergriffe in Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen gewesen, sagt der Initiator und frühere Interkulturelle Beauftragte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Jürgen Micksch. Die Bilder von brennenden Häusern seien damals um die Welt gegangen und hätten Erinnerungen an die Gräuel der Nazizeit wachgerufen. Also habe sich der kurz zuvor gegründete Interkulturelle Rat des Themas angenommen und rund um den 21. März zu Mahnwachen, Vorträgen und Podiumsdiskussionen aufgerufen.

Anti-Rassismus-Wochen haben prominente Unterstützer

Die Anti-Rassismus-Wochen wachsen schnell. 2004 werden bundesweit rund 270 Veranstaltungen gezählt, 2010 sind es bereits 500 und 2013 mehr als 1.300. Auftrieb erhält die Bewegung im Jahr darauf durch die Gründung der Stiftung für die Aktionswochen, die von dem damaligen Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger, angeregt worden war. Das Grundkapital in Höhe von 100.000 Euro kommt von Zwanziger, dem Deutschen Gewerkschaftsbund, der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl, der hessen-nassauischen Kirche und 30 Gründungsstiftern. 2016 übernimmt die Stiftung alle Aufgaben vom Interkulturellen Rat, der seine Arbeit wenig später einstellt. Micksch wird Geschäftsführender Vorstand und Zwanziger Vorsitzender des Stiftungsrats.

Solidaritätsbesuche bei Opfern und 77 Prominente gegen Rassismus

Der Arbeitskreis „Schulter an Schulter“ organisiere Solidaritätsbesuche bei Opfern von antisemitischen oder antimuslimischen Angriffen, und die derzeit 77 Prominenten gegen Rassismus engagierten sich vor allem während der Aktionswochen, fügt der 79-jährige Theologe und Soziologe hinzu. Darunter seien etwa der Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby, DGB-Chef Reiner Hoffmann, Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung, die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor, die TV-Moderatorin und Schauspielerin Mo Asumang und der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose.

Anfang dieses Jahres hat die Stiftung das Projekt „Engagiert gegen Rassismus“ auf den Weg gebracht. Mit ihm sollen Personen aus verschiedenen Berufsgruppen, etwa Feuerwehrleute, Gewerkschafter, Kulturschaffende und Bundeswehrangehörige erreicht werden.

Nach Halle und Hanau mehr Teilnehmer gegen Rassismus erwartet

Die diesjährigen Aktionswochen stehen unter dem Motto „Gesicht zeigen - Stimme erheben“ und finden vom 16. bis 29. März 2020 statt. Geplant seien deutschlandweit rund 3.500 Veranstaltungen, sagt Micksch. Er sei sicher, dass die rassistisch motivierten Anschläge von Halle und Hanau noch mehr Menschen mobilisieren werden als zuletzt.

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