EKKW und EKHN
„Wir brauchen einen antirassistischen Diskurs in unserer Kirche“
medio.tv/schaudernaMit einem Impulsvortrag von Inke Rondonuwu von der Ev. Indonesischen Kristusgemeinde Rhein-Main startete der Workshop-Tag zum Thema „(Anti)rassistische Kirche!?“ in der Alten Johanneskirche in Hanau.18.07.2023 bj Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
EKKW und EKHN setzen sich eine diskriminierungsfreie Kirche zum Ziel
Auf Einladung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) wurden wichtige Fragen zu Offenheit, Vielfalt und Antirassismus diskutiert. Genauer hinzuschauen, wo in Kirche und Diakonie Strukturen bestehen, die andere ausschließen und diese zu überwinden – darauf verständigten sich die Teilnehmenden.
Rassismus überwinden
Die Gruppe der Veranstaltenden sowie der rund 90 Teilnehmenden war divers zusammengesetzt und ermöglichte es vor allem auch People of Color (PoC), ihre Erfahrungen einzubringen und von ihren Erwartungen und Hoffnungen an Kirche und Diakonie zu berichten.
Neben Inke Rondonuwu sprach Austen Peter Brandt, deutsch-britisch-nigerianischer evangelischer Pfarrer und Gründer des Vereins Phoenix e.V., der Anti-Rassismus-Trainings anbietet. Er betonte die zerstörerische Wirkung von Rassismus und forderte eine kritische Selbstreflexion der weißen Mehrheitsgesellschaft: „Wenn das gemeinsame Ziel Emanzipation, Freiheit für alle, Frieden in der Gesellschaft, Respekt vor dem Leben aller ist, dann ist es wichtig, dass sich auch die ‚weißen‘ Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft fragen: Was hat der Rassismus mit mir gemacht? Wie hat er meine Persönlichkeit geprägt? Und wie befreie ich mich vom Giftmüll seiner zerstörerischen Bilder?“ Brandt betonte, dass die Überwindung des Rassismus nur erreicht werden könne, wenn der Begriff der Rasse endgültig der Geschichte angehöre.
Denken verändern
In Workshops diskutierten die Teilnehmenden konkrete Schritte zur Veränderung von Theologie, Gottesdiensten, ehren- und hauptamtlicher Arbeit, Öffentlichkeitsarbeit sowie Gemeindestrukturen und Leitungsämtern. Ziel müsse es sein, die Vielfalt der Gesellschaft abzubilden und allen Menschen Teilhabe zu ermöglichen. Die Notwendigkeit einer rassismus- und diskriminierungskritischen Checkliste für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit wurde ebenso festgestellt wie die Weiterentwicklung der theologischen Ausbildung an den Universitäten und im Vikariat.
Bischöfin Hofmann: „Die Bibel kennt keine Unterschiede in den Hautfarben“
Auch die Bischöfin der EKKW, Beate Hofmann, und der Kirchenpräsident der EKHN, Volker Jung, nahmen aktiv an der Tagung teil und betonten in ihren Abschlussworten die Notwendigkeit einer diskriminierungsfreien Kirche und eines breiten antirassistischen Diskurses. „Die Bibel kennt sehr viele Unterschiede von Menschen, aber sie kennt keine Unterschiede in den Hautfarben. Das muss uns in der Debatte um Rassismus leiten“, sagte Bischöfin Hofmann. Ihr sei nochmal sehr deutlich geworden, „dass es sehr vielfältige Formen von Diskriminierung und Fremdheitserfahrungen auch in unseren Kirchen gibt“. Sie ergänzte: „Wenn ich von einer antirassistischen Kirche als Zukunftsvision spreche, dann meine ich eine diskriminierungsfreie Kirche.“
Kirchenpräsident Jung: „Wo sind rassistische Denkmuster in uns verankert?“
Kirchenpräsident Jung schlug vor, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die das Thema „Antirassistische Kirche“ weiter voranbringen soll: „Die AG soll Impulse für Diskussionen in der Breite unserer Kirchen geben.“ Er forderte: „Wir brauchen einen breiten antirassistischen Diskurs in unserer Kirche. Dazu gehört auch wahrzunehmen, wo rassistische Denkmuster in uns und unserer theologischen Reflexion verankert sind.
Hintergrund
Veranstaltet wurde der Werkstatt-Tag vom Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) in enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN sowie der Diakonie Hessen und in der antirassistischen Arbeit engagierten Hauptamtlichen. Die Organisierenden waren sich einig, dass die Veranstaltung ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer offenen, vielfältigen, antirassistischen und demokratischen Kirche war.
Zum ausführlichen Abschlusstext der Veranstaltenden
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