Leseempfehlung von Heribert Prantl
„Sein Zuhause ist in Syrien und in Deutschland“
©Nina Tenhumberg
11.02.2025
bj
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Prantls Leseempfehlung
Da schreibt sich einer zwischen die Welten, zwischen zwei Sprachen, zwischen nicht vergehender Vergangenheit und nicht anbrechender Zukunft; da versucht sich einer zu orientieren in unübersichtlichen Zeiten. In diesen Tagen schreibt er sich auch zwischen die aufgeladene Debatte über Abschiebungen nach Syrien, über Integration und Abweisung von Geflüchteten. Er schreibt sich zwischen den Fünf-Punkte-Plan von Friedrich Merz und das Zustrombegrenzungsgesetz.
Ich lege Ihnen das kleine, feine Büchlein von Wael Deeb ans Herz.
Wael Deeb ist 1984 in Damaskus geboren, er ist 2014 nach Deutschland geflohen, er ist Journalist, Sozialarbeiter – und ein Poet. „Ich stelle mir vor, einen sympathischen Gast durch mein Zuhause zu führen. Wir beide vertrauen uns rückhaltlos. Wir beide genießen das Miteinander und wollen dabei kaum auf die Uhr schauen. Genau das wäre eine gelungene Integration“, sagt er. Sie werden nicht auf die Uhr schauen, wenn Sie sich von Wael Deeb durch sein Zuhause führen lassen. Sein Zuhause ist in Syrien und in Deutschland. Sein Zuhause ist seine Erinnerung und seine Sprache. Sein Zuhause ist seine Familie und sein Beruf. Sein Zuhause ist nicht überall übersichtlich und nicht wohl sortiert in Ordnern, vieles fügt sich nicht zusammen, aber es ist dort gastfreundlich und warm.
Wenn Sie am Ende Wael Deebs Büchlein aus der Hand legen, haben Sie vielleicht eine Stunde mit ihm verbracht, oder auch einen ganzen Nachmittag, weil Sie die humorvolle und zugleich bittere Poesie seiner Worte nachklingen lassen oder weil Sie Ihren Blick fesseln lassen von den eindringlichen Bildern der beiden Künstler Khaled Hussein und Ghazwan Assaf, die die Texte begleiten.
Wer verstehen will, wie es sich als Geflüchteter, zumal als Geflüchteter aus Syrien gegenwärtig lebt, sollte sich in dieses Buch vertiefen, am besten nicht nur ein Mal. Das wunderbare Buch ist ein Projekt der Diakonie Hessen. Wael Deep: Wenn dein Gesicht zu deinem Gast wird.
Kurzgeschichten zwischen Syrien und Deutschland. Das Buch, mit einem lesenswerten Vorwort von Andreas Lipsch, ist online eingestellt im Portal „Menschen wie wir“ der Diakonie Hessen und als Print gegen eine Spende von fünf Euro bestellbar per E-Mail an: redaktion@menschen-wie-wir.de
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