Künstlerischer Dialog der Religionen
Drei Schrifttafeln für den Frieden
Detlev KnocheDer Künstler Shahid Alam mit seinem Kalligraphie-Ensemble: Die Aufhängung erfolgt, im Sinne der arabischen und auch hebräischen Schrift, beginnend mit der jüdischen Tafel auf der rechten Seite, über die christliche Tafel in der Mitte, bis zur islamischen Tafel für die jüngste der drei Religionen auf der linken Seite05.03.2018 rh Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Ein Zeichen für Frieden und Versöhnung zwischen den Religionen hat der pakistanischen Künstlers Shahid Alam mit einem interreligiösen Kalligraphie-Ensemble gesetzt. Er hat drei Schrifttafeln mit je einem ausgewählten Text aus der Tora, dem Neuen Testament der Bibel und dem Koran gestaltet. Das Kunst-Ensemble wurde in der Evangelischen Kirche St. Peter auf dem Berg in Taunusstein-Bleidenstadt installiert und am vorigen Wochenende der Öffentlichkeit vorgestellt. Oberkirchenrat Detlev Knoche, der Leiter des Zentrums Oekumene der EKHN und der EKKW, war dabei.
Gemeinsame Wurzeln
Ökumene-Chef Detlev Knoche wies darauf hin, dass durch die Präsentation des Kunstwerks die gemeinsamen Wurzeln und die fortwährende Bezogenheit der drei abrahamitischen Religionen zum Ausdruck kommen. Und so betonte der Pfarrer in einem Gebet die Gemeinsamkeiten: „Uns vereint der Glaube an den einen Gott und die Suche nach Gottes Spuren in dieser Welt und in unserem Leben. Uns vereint der Glaube, dass wir Gottes Geschöpfe sind, Gott diese Welt geschaffen hat und uns die Verantwortung sie zu bebauen und zu bewahren übergeben hat.“
Anlass für Gespräche
Die Kirchengemeinde hofft nun, dass die kalligraphischen Darstellungen zum interreligiösen Gespräch anregen. Pfarrer Detlev Knoche teilt diesen Wunsch und geht davon aus: „So werden die Besucherinnen und Besucher der Kirche in den Gottesdiensten und bei anderen Veranstaltungen zum friedlichen Miteinander der Religionen ermutigt und an gemeinsame historische Wurzeln erinnert.“ In seinem Blogbeitrag bekräftigt der Zentrumsleiter, dass sein Team das interreligiöse Kunstwerk „gerne finanziell auch aus Ökumenemitteln der EKHN gefördert“ habe.
Die Bedeutung der drei Tafeln
„Sch’ma Jisrael“
Für das Judentum wählte der Künstler das Sch`ma Jisrael. Unter Jüdinnen und Juden gilt es als das wichtigste Gebet und es beschreibt das Selbstverständnis als monotheistische Religion.
Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einzig. (Dtn 6,4)
(Text nach reformjüdischer Übersetzung)
„Johannesprolog“
Für das Christentum hatte Shahid Alam die ersten Worte des Johannesevangeliums aus dem neuen Testament künstlerisch dargestellt. Sie beziehen sich zwar auf den ersten Schöpfungsbericht des Alten Testamentes. Doch der Verfasser Johannes hat bereits die Menschwerdung des Wortes, also das Kommen Jesu Christi, im Blick.
Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. (Johannes 1,1-18)
„Al-Fatiha“
Für den Islam hatte der freischaffende Künstler die erste Sure des Korans „Al-Fatiha“ ausgesucht. Die Verse gehören fest du den regelmäßigen, rituellen Gebeten der Muslime.
(1) Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.
(2) (Alles) Lob gehört Allah, dem Herrn der Welten,
(3) dem Allerbarmer, dem Barmherzigen,
(4) dem Herrscher am Tag des Gerichts.
(5) Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe.
(6) Leite uns den geraden Weg,
(7) den Weg derjenigen, denen Du Gunst erwiesen hast, nicht derjenigen, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht der Irregehenden!
(Übersetzung: Scheich Abdullah As-Samit (F. Bubenheim) und Dr. Nadeem Elyas)
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