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Sterbehilfe

Filmtipp „Hin und weg“- Sterben mit Meerblick

Mathias Bothor/MajesticSechs Freunde sitzen und stehen mit ihren Fahrrädern auf einer LandstraßeWas als Radtour geplant war, wird zu einer Reise in den Tod

Sechs Freunde, ein Roadtrip auf dem Fahrrad und eine unheilbare Krankheit. Mit dem Film „Hin und weg“ kommt das schwierige Thema der Sterbehilfe auf die deutschen Kinoleinwände – und überzeugt.

Majestic„Hin und weg“ startet am 23. Oktober in den deutschen Kinos„Hin und weg“ startet am 23. Oktober in den deutschen Kinos

Jedes Jahr fahren sie zusammen in Urlaub. Michael, die beiden Paare Hannes und Kiki und Mareike und Dominik, und Hannes jüngerer Bruder Finn. Jedes Jahr bestimmt einer von ihnen das Ziel. 

Diesmal ist Hannes (Florian David Fitz) an der Reihe: Er will von Frankfurt nach Belgien radeln. Warum, das versucht er geheim zu halten – bis ein Weinkrampf seiner Mutter (Hannelore Elsner) die Wahrheit ans Licht bringt. Hannes ist an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) erkrankt und will in Ostende sein Leben beenden lassen. Denn in Belgien dürfen Ärzte unter bestimmten Bedingungen Patienten beim Sterben helfen. 

Der Verlauf von ALS lässt sich nicht genau vorhersagen – nur, dass es keine Heilung gibt

Wie genau ALS verläuft, lässt sich nicht genau vorhersagen. Hannes glaubt, dass er maximal ein bis zwei Jahre hat - ein bis zwei Jahre, in denen es ihm immer schlechter gehen wird. Den Krankheitsverlauf kennt er genau, sein Vater ist an derselben Krankheit gestorben. Und das will er weder selbst erleben, noch seiner Frau Kiki (Julia Koschitz) zumuten. 

Keine Unterstützung aus Überzeugung, sondern aus Liebe

Hannes Mutter Irene aber ist gegen die Sterbehilfe. Sie hat ihren Mann bis zum Ende selbst gepflegt und ist froh darüber. Sie versucht ihren Sohn umzustimmen, akzeptiert aber seine Entscheidung und unterstützt ihn, auch wenn sie ihm einen anderen Tod wünscht. Ähnlich ergeht es Kiki: Sie steht zwar hinter ihrem Mann, aber nur, weil sie ihn liebt. Hätte er sich anders entschieden, würde sie ihm ebenso helfen.

Unsicherheit im Umgang mit Sterbenden

Hannes will auf der Radtour noch einmal die Zeit mit seinen Freunden genießen. Die aber trauen sich nicht mehr, sich ihm gegenüber normal zu verhalten. Ihre besondere Rücksichtnahme stößt jedoch auf Hannes Protest: „Ich bin noch nicht tot!“

Für und wider der Sterbehilfe werden dargestellt

Das Verhalten der Freunde vermittelt einen authentischen Eindruck von der Unsicherheit im Umgang mit Sterbewilligen. Der Film stellt das für und wider der Sterbehilfe dar, ohne polemisch zu wirken mit Hannes, der seinen Vater an ALS hat sterben sehen und nicht dasselbe Schicksal erleiden will als Befürworter und seiner Mutter und Kiki als Kritikerinnen.

Immer wieder wird dabei die eine Frage gestellt: Wann ist der richtige Zeitpunkt? Hannes will nicht warten, bis er im Rollstuhl sitzt und pflegebedürftig ist. Er ist nicht sterbewillig, nur wiegt seine Angst vor der Hilflosigkeit schwerer als die vor dem Tode.

Trotz des schweren Themas ist der Film unterhaltsam und leicht, an manchen Stellen sogar komisch, etwa wenn der als Frau verkleidete Michael (Jürgen Vogel) von einem Mann angeflirtet wird. Ein starkes Kinodebüt der Drehbuchautorin Ariane Schröder, spannend umgesetzt von Regisseur Christian Zübert und einem hervorragenden Schauspielensemble.

Titel: Hin und weg

Deutschland 2014, 95 Minuten Laufzeit

Regie: Christian Zübert

Drehbuch: Ariane Schröder

Darsteller: Florian David Fitz (Hannes), Julia Koschitz (Kiki), Jürgen Vogel (Michael), Miriam Stein (Sabine), Volker Bruch (Finn), Victoria Mayer (Mareike), Johannes Altmayer (Dominik), Hannelore Elsner (Irene)

Kinostart in Deutschland: 23. Oktober 2014

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Kirchenpräsident Dr. Volker Jung im „Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft“ am 8. Mai 2014 zum Thema Sterbehilfe:

„Ein Thema, das zurzeit viele Menschen bewegt, und auch in diesem Jahr noch in ein Gesetzgebungsverfahren münden soll, ist das Thema Sterbehilfe. Immer mehr Menschen fordern eine gesetzliche Regelung, die es ermöglicht, dass sie aktive medizinische Hilfe bekommen, wenn sie ihr Leben in einer aussichtslosen Situation beenden möchten. So verständlich der Wunsch sein mag, so problematisch ist eine entsprechende für alle geltende gesetzliche Regelung.

Vor allem zum Schutz vor einem möglichen Missbrauch lehne ich eine gesetzliche Öffnung in Richtung der aktiven Sterbehilfe ab. Es geht insbesondere darum zu verhindern, dass Menschen manipulativ in eine Situation gebracht werden, für sich oder andere zu entscheiden, das Leben aktiv zu beenden. Theologisch ist zu sagen, dass das Leben ein unverfügbares Geschenk ist und höchsten Respekt verdient - das eigene Leben und das Leben aller anderen.

Zugleich kann gesagt werden, dass der Tod seinen Schrecken verloren hat, so dass nicht um jeden Tag und um jede Stunde gekämpft werden muss. Es geht deshalb darum, Menschen gerade im Prozess des Sterbens mit Würde und Respekt zu begleiten. Dabei sollten alle palliativ-medizinischen Möglichkeiten genutzt werden, um unnötiges Leiden zu verhindern. Würdige und respekt-volle Sterbebegleitung ist eine persönliche Herausforderung und zugleich gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht zuletzt auch dafür ausgebildete Menschen und Ressourcen für flächendeckende palliativ-medizinische Versorgung und Einrichtung von Hospizen verlangt. Aus guten Glaubensgründen engagieren wir uns hier als EKHN. Trotzdem gibt es schreckliche Grenzsituationen, in denen Menschen um ärztliche Unterstützung ihres Suizides bitten. In der Tradition evangelischer Ethik bin ich überzeugt: Die Antwort kann nicht durch gesetzliche Verankerung, sondern nur durch persönliche Verantwortung gegeben werden.“

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