Bedeutungungen des Verzichts
Fasten in Religionen - Unterschiede und Ähnlichkeiten
braetschit/pixabay03.08.2019 bj Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Von Faten Jamal und Wael Deeb
Ob Buße für Sünden, Erinnerung an erlittenes Unheil oder der bewusste Verzicht zur Schärfung der Sinne, für innere Einkehr und Gebet. Auch wenn die zeitweise Entsagung körperlicher Genüsse verschieden streng wahrgenommen wird, ist sie aus dem Christentum, dem Islam, dem Judentum sowie dem Buddhismus und dem Hinduismus nicht wegzudenken.
Versöhnung mit Gott im jüdischen Fasten
Juden haben mehrere religiöse Feiertage, an denen sie fasten. Der wichtigste im jüdischen Kalender ist Jom Kippur, welcher der Versöhnung zwischen Gott und allen Mitmenschen gewidmet ist.
In diesen tag fasten Juden 25 Stunden am Stück. Sie verzichten von Sonnenuntergang an auf feste und flüssige Nahrung, Geschlechtsverkehr, Genussmittel (wie Zigaretten). Sie baden, duschen oder schminken sich nicht, machen keine Computerspiele und auch alle Arbeiten sind verboten. Nichts soll vom Prozess der inneren Einkehr ablenken. Mädchen fasten ab zwölf Jahren, Jungen ab 13 Jahren. Viele Gläubige verbringen den Tag in der Synagoge.
Es gibt außer Jom Kippur noch fünf weitere Fastentage, an denen ähnlich streng gefastet wird. Diese Tage dienen zur Erinnerung an besonders tragische Geschehnisse im Laufe der Geschichte des jüdischen Volkes. Sie heißen unter anderem "Schiwa Assar beTammus", "Zom Gedalja", "Assara beTevet" sowie "Tischa beAv", an dem an die Zerstörung des Jerusalemer Tempels erinnert wird. An Letzterem gelten ähnliche Regeln wie an Jom Kippur.
Fasten im Christentum und Gott nahe kommen
Die sicher bekannteste Fastenzeit im Christentum ist die Zeit von Aschermittwoch bis Ostersonntag, die Zeit nach Karneval. Sie dauert immer 40 Tage. In der Fasten sollen sich Christen durch Enthaltsamkeit neu besinnen. Dazu zählt auch die Buße und die Suche nach der Nähe zu Gott.
Fasten bedeutet in dieser Zeit nicht der vollständige Verzicht auf Nahrung. Die Gläubigen sollen als äußeres Zeichen dieser Besinnung Verzicht üben. Das bedeutet, auf Dinge zu verzichten, die Ihnen wichtig sind, etwa auf Zigaretten, Süßigkeiten.
Der Verzicht ist nicht das Einzige, was die Fastenzeit für Christen bedeutet. Drei Dinge gehören dazu: Beten, Fasten und Geben. Letzteres bedeutet, sich gegen Not und Ungerechtigkeit einzusetzen.
Fasten im Islam ... sich vom Bösen befreien
Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Mondkalender und eine wichtige Zeit für Muslime.
Das Fasten hat für Muslime eine spirituelle Dimension und wird als heilige Pflicht von Muslimen verstanden. In der Zeit des Fastens beten sie besonders viel, um ihrem Gott Allah nah zu sein und sich zu besinnen. Sie denken über ihr Leben und ihr Verhalten nach. Indem sie tagsüber hungern und dursten, machen sie sich jedes Mal neu bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, genug zu essen und zu trinken zu haben. In den Tagen gelten Regeln, wie besonders nett zueinander zu sein und gute Taten zu vollbringen.
Während des Ramadan soll besonders darauf geachtet werden, sich von Sünden freizuhalten. Auf diese Weise, so die Überzeugung, wird die Seele gereinigt und die Beziehung zu Gott gestärkt. Indem sich Muslime während des Ramadan zudem besonders intensiv dem Gebet und dem Koran widmen, soll die Konzentration auf das Wesentliche gerichtet werden. Daneben ist es ein Ziel der Fastenzeit, die Selbstbeherrschung zu stärken und sich in Verzicht zu üben.
Fasten im Hinduismus, um die Seele zu reinigen
Im Hinduismus gibt es keine festgeschriebenen Fastenregeln. Oft wird vor großen Feiern gefastet. Gurus und Mönche leben allerdings einige Wochen im Jahr oder länger in Askese und verzichten auf alles, was sie nicht unbedingt zum Überleben brauchen. Der prominenteste Fasten-Anhänger im Hinduismus war Mahatma Gandhi ,der einmal sagte: "Ich kann auf das Fasten ebenso wenig verzichten wie auf meine Augen. Was die Augen für die äußere Welt sind, ist das Fasten für die innere."
Buddhistisches Fasten als Weg der Erleuchtung
Fasten wird im Buddhismus als Weg zur Erleuchtung verstanden. Manche Gläubige beschränken sie sich auf kleine Mahlzeiten, um während ihrer Meditationen nicht von einem knurrenden Magen abgelenkt zu werden. Ein voller Magen ist aber auch nicht hilfreich, da er die Konzentration erschwert. Einige buddhistische Nonnen und Mönche essen ganzjährig nur bis 12 Uhr mittags. Wieder andere enthalten sich ganz vom Essen. Sie trinken nur Wasser, um den Körper von innen zu reinigen und den Geist zu befreien. Monatliche Fastentage ergänzen die Fastenkultur, jedoch sind die Fastentage nicht bindend.
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